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Rois, Sophie - Römischer Kaiser und Römischer König (23/25)
Römerstraßen Römische Protokolle

Römerzeit


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Römerzeit: Meilenstein des Kaiser Macrinus in Zwischenwässern, Kä.




Römerzeit: Die Bevölkerung aus dem Gebiet des heutigen Österreich kam erwiesenermaßen 186 v. Chr. mit den Römern in Kontakt, als Kelten aus dem Alpenraum in Norditalien eine Stadt gründen wollten und von den Römern zur Rückkehr gezwungen wurden. Die als Folge 181 v. Chr. errichtete römische Kolonie Aquileia war für die wirtschaftliche und kulturelle Durchdringung des österreichischen Raums während der ganzen Römerzeit wichtig. Seit 170 v. Chr. bestand zwischen Rom und dem Regnum Noricum ein "hospitium publicum" (staatliche Gastfreundschaft), der diplomatische Verkehr und der Handel wurden sichergestellt, der Einfluss der Großmacht wuchs kontinuierlich (Noreia). 15 v. Chr. wurden die Gebiete des heutigen Tirols und Vorarlbergs in schweren Kämpfen erobert (Rätien), während das Regnum Noricum bis zur Donau weitgehend friedlich besetzt wurde. Ein von Carnuntum aus gegen die Markomannen unternommener Feldzug musste 6 n. Chr. wegen eines Aufstands in Pannonien abgebrochen werden. Das Wiener Becken, das ursprünglich zu Noricum gehörte, wurde bald aus strategischen Gründen Pannonien angegliedert. Erst unter Kaiser Claudius (41-54 n. Chr.) erhielten Rätien und Noricum den Rang einer Provinz. Der Bereich nördlich der Donau blieb zunächst keltisch, ab dem 1. Jahrhundert n. Chr. entstanden germanische Siedlungen. Der Ausbau der römischen Grenzverteidigung (Limes) an der Donau erfolgte erst ab der Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. In Carnuntum und Vindobona war je eine Legion mit 6000 Mann Fußtruppen stationiert, kleinere Kastelle für 500 oder 1000 Mann Fußtruppen oder Reiterei gab es in Linz, Wallsee, Mauer, Pöchlarn, Mautern, Traismauer, Zwentendorf, Tulln, Zeiselmauer, Klosterneuburg, Wien, Schwechat und Carnuntum. Dazu kamen noch Kleinkastelle und Wachttürme. Ein System von dem Römischen Reich vorgelagerten germanischen Klientelstaaten sollte ebenfalls die Sicherheit an den Grenzen gewährleisten. Die ersten Kastelle mit Gräben, Erdwällen, Holzbefestigungen und Holzinnenbauten wurden ab 100 n. Chr. durch Anlagen mit Steinmauern ersetzt. Die einheimische Bevölkerung übernahm bereitwillig die römische Kultur (= Romanisierung), die Siedlungen Aguntum, Aelium Cetium (St. Pölten), Brigantium (Bregenz), Carnuntum, Flavia Solva, Iuvavum (Salzburg), Ovilava (Wels), Teurnia und Virunum wurden zu autonomen Städten erhoben (Lauriacum erst unter Caracalla 212). Die lange Friedensperiode als Zeit der wirtschaftlichen und kulturellen Blüte endete 167 n. Chr.: Markomannen und mit ihnen verbündete Germanen durchbrachen die römische Grenzverteidigung an der Donau und stießen bis Oberitalien vor, Siedlungen wurden geplündert und zerstört. Kaiser Mark Aurel leitete von Carnuntum aus die langwierigen Abwehrkämpfe. Die neu aufgestellte 2. Italische Legion wurde nach Albing an die Ennsmündung verlegt und errichtete dort das vielleicht nie fertig gestellte, größte Legionslager Österreichs mit einer Größe von 23 ha. Der Statthalter von Oberpannonien, Septimius Severus, wurde am 9. 4. 193 in Carnuntum zum Kaiser ausgerufen, er förderte in der Folge die Donauprovinzen ganz besonders. Im 3. Jahrhundert erfolgten wiederholte Einfälle von Germanen, Bregenz wurde von den Alemannen zerstört, Rätien, Noricum und Pannonien wurden verwüstet. Kaiser Diokletian (284-305) reorganisierte die Reichsverwaltung, indem er Provinzen in kleinere Einheiten teilte und zivile und militärische Verwaltung voneinander trennte; in militärischer Hinsicht erhielt Ufernoricum eine neue Legion, die Sollstärke der Einheiten wurde andererseits verringert, auch das Münzsystem wurde reformiert. In der letzten und größten Christenverfolgung im Römischen Reich wurde am 3. oder 4. Mai 304 Florian, der einzige namentlich bekannte frühchristliche Märtyrer Österreichs, in die Enns gestürzt. 307/308 fand in Carnuntum eine Vierkaiserkonferenz statt, um Thronstreitigkeiten nach dem Rücktritt Diokletians beizulegen. Die Kastelle an der Donau wurden in der Spätantike immer mehr zu befestigten Siedlungen, da sich die Provinzbevölkerung (Romanen) zum Schutz vor Einfällen in die durch die Truppenverminderung frei werdenden Lagerbereiche zurückzog; in Binnennoricum entstanden befestigte Höhensiedlungen. Unter Kaiser Valentinian I. (364-375) erfolgte die letzte umfangreiche Bautätigkeit an den Befestigungen und eine Reorganisation der Grenzverteidigung am Donaulimes; der Feldzug gegen die Quaden war der letzte römische Vorstoß über die Donau. Um 396 wurden Teile der Markomannen im ost))((österreichischen Raum als Verbündete angesiedelt. Zu Beginn des 5. Jahrhunderts zogen immer wieder germanische Gruppen plündernd durch Österreich, so wurde damals Flavia Solva zerstört. 433 wurden Teile Pannoniens an die Hunnen abgetreten, was eine kurze Ruhephase brachte. Ab der Mitte des 5. Jahrhunderts gehörte Rätien zum Machtbereich der Alemannen. In der unsicheren Zeit nach dem Tod Attilas 453 entfaltete im norischen Raum der heilige Severin seine vielfältige Tätigkeit im religiösen, sozialen und politischen Bereich (Favianis, Vita Severini). Ein lokaler Machtfaktor waren die Rugier mit ihrem Zentrum am nördlichen Donauufer bei Krems. Andererseits existierten noch weitreichende Handelsverbindungen. In der letzten militärischen Aktion von Italien aus besiegte Odoaker in 2 Feldzügen die Rugier und zwang 488 den Großteil der Romanen Ufernoricums östlich der Enns zum Abzug nach Italien. Damit endet nördlich der Alpen die Römerzeit. In Binnennoricum blieben die Verbindungen zum italischen Raum länger erhalten, das Gebiet gehörte zunächst zum Ostgotenreich, dann zum langobardischen Einflussbereich. So endet um 600 mit dem Vordringen der Baiern, Awaren und Slawen und der Zerstörung der letzten römischen Strukturen die Römerzeit im Süden Österreichs. Von großer Bedeutung waren die wirtschaftlichen, technischen und kulturellen Auswirkungen der Römerzeit, dazu zählten Erschließung der Heilquellen, Stein- und Mörtelbau, Ziegel, Fußbodenheizungen, Bäderanlagen, Wasserleitungen, Kanäle und Straßen; die Provinzialbevölkerung konnte zumindest teilweise lesen und schreiben. Vom hohen Lebensstandard zeugen Ausgrabungsfunde (Archäologie). Mit den Kaufleuten, Handwerkern und Soldaten kam auch das Christentum nach Österreich (Frühchristentum).



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Römerzeit: Grabrelief mit zwei älteren Frauen in Neumarkt, Ti.




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Römerzeit: Bronzemaske aus Herzogenburg, NÖ.




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Römerzeit: Münzschatzfund aus Adriach, Stmk.



Literatur: G. Alföldy, Noricum, 1974; G. Winkler, Noricum und Rom, 1977; A. Lippert (Hg.), Reclams Archäologieführer Österreich und Südtirol, 1985; M. Kandler und H. Vetters, Der römische Limes in Österreich, 1986; K. Genser, Der österreichische Donaulimes in der Römerzeit, 1986; P. Pleyel, Das römische Österreich. Fundstätten und Museen, 21994; H. Wolfram, Grenzen und Räume, 1995.


Verweise auf andere Alben:
Musikgeschichte: Cornu

 
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