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Volkstheater in den Außenbezirken - Vorau (18/25)
Voralpen Vorarlberger Illwerke AG

Vorarlberg


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Wappen Vorarlbergs.




Vorarlberg: Fläche: 2601,48 km2; Einwohner: 351.095 (2001); Bevölkerungsdichte: 135 pro km2; Hauptstadt: Bregenz; Gebäude: 91.292; 4 politische Bezirke, 6 Gerichtsbezirke, 96 Gemeinden (davon 5 Städte und 10 Marktgemeinden), Oberlandesgericht in Innsbruck, Landesgericht in Feldkirch.

Lage: Vorarlberg ist das westlichste, nach Fläche und Einwohnerzahl zweitkleinste österreichische Bundesland. Es grenzt im Osten an Tirol (Arlberg, Verwallgruppe), im Süden an die Schweiz (Kämme der Silvretta und des Rätikon), im Südwesten an Liechtenstein, im Westen an die Schweiz (Rhein) und im Norden an Deutschland (Bregenzerwald).

Landschaft: Trotz der räumlichen Enge findet man in Vorarlberg vielfältige Landschaftsformen: Bei einer Luftlinie von rund 80 km steigt das Land vom Bodensee (396 m) in südlicher Richtung bis zu einer Gipfelhöhe von 3312 m im Piz Buin (Silvretta) an und umschließt die Landesteile Rheintal (Rhein), Illtal mit dem Walgau und dem Montafon, die Landschaft des Arlberg mit dem Klostertal, den Bregenzerwald, das Kleinwalsertal und das Große Walsertal. Durch die Abdachung von den hohen Gebirgsgrenzen zum Bodensee hin ist Vorarlberg nach außen geöffnet, die Hauptstadt Bregenz liegt unweit der Grenze.

Klima: Der Arlberg ist eine Wasser- und Klimascheide. Durch die von Nordwesten her ungehindert eintretenden Westwinde ist das Klima stark atlantisch bestimmt, was im Nordwesten zu reichen Niederschlägen führt (3-mal so viel wie in den inneralpinen Beckenlandschaften); die größte Jahresniederschlagsmenge weist Bödele im Bregenzerwald mit 2366 mm auf (Dornbirn: 1493 mm). Die atlantischen Westwinde garantieren schneereiche Winter sowie, auch durch die große Wasserfläche des Bodensees, gemäßigte Temperaturgegensätze: Die Winter sind mild, die Sommer eher kühl. Die wärmsten Regionen sind das Rheintal und das Bodenseegebiet. Das Lechtal und das Montafon gehören im Winter zu den sonnigsten Gebieten Österreichs, während das stark besiedelte Rheintal oft von dichtem Nebel bedeckt ist (häufige Inversion). Charakteristisch für das Klima Vorarlbergs ist auch der Föhn, der vor allem durch Walgau und Rheintal zieht.

Bevölkerung: Vorarlberg ist das einzige österreichische Bundesland, dessen Bevölkerung alemannische Mundart spricht. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts kamen infolge der Industrialisierung zahlreiche, vor allem italienische Fremdarbeiter, im 20. Jahrhundert viele Südtiroler, Sudetendeutsche sowie türkische Gastarbeiter in das Land. Hauptsiedlungsräume sind die Täler des Rheins und der Ill bis Bludenz, rund 2 Drittel der Bevölkerung wohnen im Rheintal. Der politische Bezirk mit der höchsten Bevölkerungszahl ist Bregenz mit 121.123 Einwohnern (34,5 %). Der Bevölkerungszuwachs betrug zwischen 1991 und 2001 5,9 %, Vorarlberg liegt damit nach Salzburg und Tirol an der 3. Stelle in Österreich. Der Geburtenüberschuss war in der letzten Dekade mit 6,0 % (19.981 mehr Geburten als Sterbefälle) der höchste von allen Bundesländern. Vorarlberg ist das kinderreichste Land mit 19,3 % unter 15-jährigen.

78 % der Bevölkerung bekennen sich zum römisch-katholischen Glauben, Vorarlberg liegt damit über dem österreichischen Durchschnitt (73,6 %), 7817 Vorarlberger (2,2 %) sind evangelisch, davon 6828 A. B. und 894 H. B (95 ohne Angabe). Die zweitstärkste Religionsgemeinschaft ist der Islam mit 8,4 % (vor allem Türken), der Anteil der Muslime stieg zwischen 1981 und 2001 von 14.000 auf 29.000. Mit einem Ausländeranteil von 13,3 % liegt Vorarlberg nach Wien (16,0 %) an 2. Stelle (österreichischer Durchschnitt: 8,9 %): 40,3 % davon sind Türken (18.838 Personen), 33,2 % sind Bürger des ehemaligen Jugoslawien (15.516 Personen), an 3. Stelle stehen deutsche Staatsbürger (5.880 Personen oder 12,6 %).

Der Arlberg (die Wasserscheide zwischen Donau und Rhein) ist die Grenze für Mundart und Volkskultur, die stark mit der Ostschweiz und dem Bodenseegebiet übereinstimmen. Fasnachtsbrauchtum, das Funkenfeuer am 1. Fastensonntag und die Bräuche rund um den Almauf- und -abtrieb sind charakteristisch für Vorarlberg. Der Einhof herrscht vor (Hofformen, Bregenzerwälderhaus), ausgenommen in den Walsertälern, wo Wohnhaus und Stall, bedingt durch die steilen Hanglagen, getrennt sind und Paarhöfe bilden.

Landwirtschaft: Die Bedeutung der Land- und Forstwirtschaft ist, gemessen an anderen Bundesländern und bedingt durch die topographischen und klimatischen Gegebenheiten, gering. Von den insgesamt 4439 land- und forstwirtschaftlichen Betrieben (2001) befanden sich 2924 in den Erschwerniszonen 1-4, fast die Hälfte aller Betriebe ist im Bezirk Bregenz angesiedelt. Das Ackerland (vor allem in Rheintal und Walgau) betrug 1999 nur 1,47 % der Wirtschaftsfläche. Der große Anteil an Wiesen und Weiden (19,83 %) sowie Almen und Bergmähdern (32,15 %) ermöglicht hingegen eine hoch entwickelte Almwirtschaft: Mehr als die Hälfte der 62.400 Rinder (2001) verbringt den Sommer auf einer der 566 bewirtschafteten Almen. Die Rinderzahl ist zwar (vor Wien und Burgenland) die drittkleinste im österreichischen Vergleich, doch erreicht Vorarlberg mit einer durchschnittlichen Jahresmilchleistung von 5832 kg pro Kuh den höchsten Ertrag aller Bundesländer. 2001 lieferten rund 3000 Betriebe 130.303 t Milch, das sind 4,8 % der gesamtösterreichischen Milcherzeugung. In der Käseproduktion gilt Vorarlberg als klassisches Hartkäsereigebiet, "Vorarlberger Bergkäse" ist ein Qualitätsbegriff.

Wirtschaft: Vorarlberg ist ein Berg- und Alpenland, nur zirka 20 % der Landesfläche sind Talgebiet. Vorarlberg verfügt weder über abbaufähige Rohstoffvorkommen noch über günstige Voraussetzungen für die Landwirtschaft, also bemühte man sich schon Anfang des 19. Jahrhunderts um den Aufbau der Industrie: Vorarlberg ist das am zweitstärksten industrialisierte Bundesland Österreichs mit der stärksten Exportorientierung (Exportquote der Industrieproduktion zirka 70 %). 1997 wurden Waren im Wert von 44 Milliarden Schilling exportiert; der Anteil Vorarlbergs an den österreichischen Exporten beträgt 6,2 %. Der Schwerpunkt liegt immer noch in der Textilindustrie (Hauptort Dornbirn) mit 34 % der gesamtösterreichischen Textilkapazität. Die Textilindustrie entwickelte sich Anfang des 19. Jahrhunderts aus der alteingesessenen Leinwanderzeugung und profitierte nicht nur vom textilen Geschmack der heimischen Bevölkerung, sondern auch von der energetischen Nutzung der reichlich vorhandenen Wasserkraft. Im 19. Jahrhundert entstanden die Baumwollindustrie mit Spinnereien und Webereien einschließlich Veredelung (F. M. Hämmerle, J. M. Fussenegger, C. G. Getzner und andere) sowie die Stickereiindustrie. Um 1900 kam es zur Gründung der ersten Wirkereien, maschinellen Strickereien, Klöppeleien und wollverarbeitenden Betriebe, nach 1945 von bekleidungs- und strumpferzeugenden Betrieben (Huber, Benedikt Mäser, Wolff, Bäumler, Kunert, Wolford). Von den 28.378 (1998) Industriebeschäftigten arbeiten 32,8 % in der Textil- und Bekleidungsindustrie.

Die Metall- (Möbelbeschläge, Seilbagger und Krane, Seilbahnen und Skilifte, Aluminiumprofile, Rohrbogen, Kessel, Plattenaufteilanlagen, Bohrhämmer, Kolben und Kolbenringe und anderes), Elektro- (Leuchten, Fernsehumsetzer und -sendeanlagen und anderes), Nahrungsmittel- (Schokolade, Fruchtsäfte, Käse, Backspezialitäten, Fertiggerichte und anderes) und holzverarbeitende Industrie (Skier und Tennisschläger, Bauelemente aus Holz und anderes) ist vor allem im Raum Bregenz-Nenzing, in Höchst, Rankweil, Dornbirn, Schwarzach, Wolfurt und Kennelbach ansässig, die papierverarbeitende Industrie in Frastanz, eine Ziegelei in Götzis, ein Kalkwerk sowie ein Steinbruch in Götzis und Hohenems, ein Zementwerk befindet sich in Lorüns. In Dornbirn finden jährlich 2 am regionalen Markt orientierte Messen sowie alle 3 Jahre die international beschickte Intertech statt.

Die Stromerzeugung im Landesversorgungsgebiet Vorarlberg erfolgt fast ausschließlich durch die Nutzung der Wasserkraft. Das Energiezentrum des Landes ist das Illtal, der größte Stromproduzent in Vorarlberg die 1924 gegründete Vorarlberger Illwerke AG (VIW) mit rund 3 Viertel der Gesamterzeugung in Vorarlberg.

Fremdenverkehr: Vorarlberg entwickelte sich in den letzten Jahrzehnten durch ausgezeichnete Wintersportmöglichkeiten zu einem Fremdenverkehrsland 1. Ranges (7,8 Millionen Übernachtungen 2000). Während Anfang der 90er Jahre der Sommertourismus stark aufholte, führte die Entwicklung der letzten Jahre wieder zu einer deutlichen Vorrangstellung des Wintertourismus (4,6 Millionen Nächtigungen im Winterhalbjahr 2001/02 gegenüber 3,3 Millionen Nächtigungen im Sommerhalbjahr 2002). Insgesamt lag der Anteil der ausländischen Gäste 2000 bei 88,9 % (67,3 % Deutsche). Die meisten Übernachtungen konnten 2000 Mittelberg im Kleinwalsertal (1,73 Millionen Nächtigungen, an 4. Stelle in Österreich), Lech am Arlberg (0,97 Millionen), St. Gallenkirch (0,49 Millionen), Gaschurn (0,40 Millionen) im Montafon und Schruns (0,39 Millionen) verzeichnen. Arlberg, Brandner Tal, Bregenzerwald, Großes Walser- und Kleinwalser-, Kloster-, Laternser Tal und Montafon sind traditionsreiche Wintersportgebiete mit den international bekannten Skigebieten Lech und Zürs sowie Silvretta Nova. Im Sommer werden auch das Rheintal und die Bodenseeregion mit der Festspielstadt Bregenz gerne von Touristen besucht.

Verkehr: Vorarlberg liegt verkehrsgünstig im zentralen Alpenraum und ist mit dem europäischen Verkehrssystem verknüpft: Über Bregenz führen die E 60 (Chagny- Salzburg) und die E 43 (Mailand- München) sowie die internationale Eisenbahnverbindung München- Genf; die internationale Eisenbahnverbindung Wien-Basel führt über Feldkirch nach Buchs (Schweiz). 24 Straßenübergänge verbinden Vorarlberg mit den angrenzenden Ländern, nach Tirol führen nur ein Bahn- und 3 Straßenübergänge (in das Lech- und Paznauntal sowie in das Stanzer Tal). Der Hauptverkehrsweg von Vorarlberg nach Tirol führt über die Arlberg-Schnellstraße (S 16) mit dem Arlbergstraßentunnel (13.972 m). Fährt man über den Arlberg, zweigt bei Stuben von der Arlbergstraße die Flexenstraße in das Lechtal ab. Hauptverkehrsader des Landes ist die Rheintalautobahn A 14 zwischen Bludenz und Hörbranz. Von Schröcken im hintersten Bregenzerwald führt die Hochtannbergstraße in das Lechtal. Die Silvretta-Hochalpenstraße verbindet das obere Montafon mit dem Paznaun. Das Kleinwalsertal ist von Vorarlberg nur über Passwege erreichbar, von Deutschland dagegen über eine Straße.

Das Eisenbahnnetz ist 122 km lang, die Hauptlinie führt entlang der Rheintalautobahn und der Arlberg-Schnellstraße. Zwischen Bregenz, Feldkirch und Bludenz verkehren Regionalzüge. Von Feldkirch zweigt eine Linie über Liechtenstein nach Buchs (Schweiz) ab, eine Eisenbahnstrecke führt von Lauterach nach St. Margrethen (Schweiz). Die von Bludenz nach Schruns führende 12,9 km lange Normalspurbahn wird als Privatbahn von der Montafonerbahn AG betrieben. Auf dem Bodensee, einschließlich Untersee und Seerhein, findet umfangreicher gewerblicher Schiffsverkehr statt.

Kunst, Kultur: Für alle Stilperioden, beginnend mit der römischen Zeit und dem frühen Mittelalter, lassen sich in Vorarlberg enge Beziehungen zum Westen (Frankreich, Schweiz, Südwestdeutschland) und Süden (Italien), für Bregenz und den Bregenzerwald zu Schwaben und Bayern nachweisen. Um die Verbindung des Südens mit dem Bodenseegebiet zu beherrschen, entstanden im Rheintal zahlreiche Burgen mit Wehranlagen (Bregenz, Schattenburg, Alt-Ems und Neuburg); die Burgen im Walgau (meist ohne Bergfried) dienten eher Wohnzwecken und als Sitz der Gerichtsbarkeit.

Für die Entwicklung der kirchlichen Baukunst waren die Zugehörigkeit Vorarlbergs zu den Diözesen Chur und Konstanz, schwäbische (Chorturm der Peterskirche in Rankweil als ältester Bau) sowie geringe Einflüsse aus Tirol bestimmend. Vorarlberg war nie ein bischöfliches Zentrum, daher wurden auch keine großen Klosterbauten errichtet. Die kirchliche Baukunst ist im Wesentlichen von der bürgerlich-städtischen Kultur bestimmt.

Die bedeutendsten Denkmäler der Romanik sind das Vortragekreuz in Bartholomäberg mit Grubenemailarbeit (12. Jahrhundert) und das "wundertätige Kreuz" (entstanden vermutlich Ende 12. Jahrhundert) in Rankweil in Flachreliefausführung. In der gotischen Plastik bildete sich nach zunächst auswärtigen Einflüssen um die Mitte des 15. Jahrhunderts ein bodenständiger Stil aus, der wieder Beziehungen zu Schwaben erkennen lässt. Der erste namentlich bekannte einheimische Künstler war U. Gneser (1491-99 in Bregenz). Das bedeutendste Werk der Spätgotik ist die "Erbärmde-Gruppe" in Feldkirch-Tosters (vermutlich von einem schwäbischen Meister). Gotische Flügelaltäre sind in Frommengersch (1481 und 1516), Röns (1508), Rankweil-Brederis (um 1510) und Bludesch erhalten. Gotische Wandmalereien finden sich in Bludesch, in der Martinskapelle in Bregenz (1362), in der Pfarrkirche in Feldkirch-Levis, in Viktorsberg (nach 1383) und in der ehemaligen Kapelle der Schattenburg (16. Jahrhundert). Ein führender Vertreter der Glasmalerei war T. Neidhart in Feldkirch († 1597). Der bedeutendste gotische Kirchenbau Vorarlbergs ist die Domkirche in Feldkirch (1478). Überregional bekannt wurde der Maler W. Huber, ein wichtiger Vertreter der Donauschule.

Die Renaissancekunst beeinflusste den Schlossbau des Hohenemser Hofes, gleichzeitig begannen sich im Barock typisch bodenständige Stilmerkmale zu entfalten. Der bedeutendste Bildhauer der Zeit war E. Kern, der im 17. Jahrhundert in Feldkirch eine große Werkstatt besaß. Obwohl das Land keinen einzigen repräsentativen Barockbau aufweist, beeinflusste die Vorarlberger Schule den Bodenseeraum stark und konnte eigene Stilelemente ausformen (Familien Beer, Moosbrugger, Thumb, Specht).

Angelika Kauffmann vertritt die Malerei des Frühklassizismus; klassizistische Tendenzen weisen die Kirchen in Haselstauden (1792) und Oberdorf (1826/27), die Stadtpfarrkirche St. Martin in Dornbirn (1839/40) sowie die Pfarrkirchen in Satteins und Lustenau ("Ingenieurbauten" von A. Negrelli) auf. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts begann der Einfluss von Wien zu überwiegen.

Die ersten bekannten Vorarlberger Dichter waren im 13. Jahrhundert der höfische Epiker Rudolf von Ems und, mehr als 1 Jahrhundert später, Hugo von Montfort. Dem Humanismus gehörten H. Münzer, der Gelehrte Rheticus, J. Mennel und U. Fabri an, der Reformation die Gelehrten J. Dölsch (1485-1523) und die Brüder B. und J. Bernhardi. Einer der bedeutendsten Barockdichter Österreichs war der Vorarlberger Laurentius von Schnifis. Aus dem Klostertal stammte A. Friz (1711-1790), ein Meister des Jesuitendramas, aus Laz (bei Nüziders) der Volkskundler F. J. Vonbun, aus dem Bregenzerwald der Erzähler F. M. Felder, aus Bludenz der Schulmann und Erzähler J. Wichner, aus Bregenz R. Byr und A. Ebenhoch. Für die neuere Literatur sind F. M. Willam, P. Ludwig, A. Welte, R. Beitl, der Lyriker und Dramatiker E. Andergassen, N. Beer und der Dialektdichter A. Diem bedeutend, für die Gegenwartsliteratur unter anderem M. Riccabona, M. Köhlmeier, M. Helfer, U. Längle und R. Schneider.

Nach 1945 richtete die Vorarlberger Landesregierung das Landestheater ("Theater für Vorarlberg") als Wanderbühne ein, die später in einen privatwirtschaftlichen Betrieb mit Landessubventionen umgewandelt wurde; heutige Hauptspielstätte ist das Kornmarkttheater in Bregenz. Die seit 1946 stattfindenden Bregenzer Festspiele gehören nach den Salzburger Festspielen zu den bedeutendsten Veranstaltungen dieser Art in Österreich. 1857 wurde das Vorarlberger Landesmuseum in Bregenz, 1925 die Vorarlberger Naturschau in Dornbirn gegründet, 1954 wurde in Rankweil-Brederis das "Freilichtmuseum Römische Villa" und 1991 in Hohenems das Jüdische Museum eröffnet.

Geschichte: Die Geschichte von Vorarlberg ist vor allem durch seine Lage westlich der europäischen Hauptwasserscheide am Arlberg und an den Passstraßen nach Italien bestimmt. Zeugnisse aus der Altsteinzeit finden sich an den Rändern des Rheintals in den Höhlen Wildkirchli, Drachenloch und Wildenmannlisloch sowie in der Mönchs- und Rinderhöhle ob Ebnit. Eine Siedlung der Mittelsteinzeit lag in der Krinne bei Koblach, Siedlungen der Jungsteinzeit hauptsächlich im Bereich der Inselberge, des Kummen-, Liebfrauen- und Schellenbergs. Die frühbronzezeitliche Siedlungen zeigen deutlich den Einfluss der Straubinger Kultur mit ihren Kupferbergbaubetrieben in Tirol und Salzburg.

Ab zirka 400 v. Chr. kam es zu einer keltischen Einwanderungsbewegung. 15 v. Chr. wurde das Land von den Römern erobert und kam zur Provinz Rätien. Während der mehr als 400 Jahre dauernden römischen Herrschaft wurde die Bevölkerung romanisiert (Rätoromanen) und Brigantium als Municipium errichtet. Ende des 5. Jahrhunderts wurden Alemannen im Unterland sesshaft; im Oberland südlich von Dornbirn (Vorderland, Walgau, Montafon) war die romanisierte Urbevölkerung noch über Jahrhunderte vorherrschend und wurde nur langsam dem Alemannischen zugeführt (11.-17. Jahrhundert). Anfang des 7. Jahrhunderts christianisierten Kolumban und Gallus das Bodenseegebiet. Um 1310 begann die Einwanderung der Walser, die rund ein Viertel des Landes besiedelten.

Nach dem Sturz der alemannischen Macht durch die Karolinger 746 ging die Festung Bregenz an das Grafengeschlecht der Udalrichinger über und wurde zum Zentrum einer neuen Herrschaftsbildung. Nach Spaltung ihres Hauses in die Linien Buchhorn und Bregenz (1043) beherrschte Letztere nahezu das gesamte Gebiet des heutigen Vorarlberg und gründete 1097 die Benediktinerabtei Mehrerau. Um 1150 übernahm Hugo von Tübingen, der Schwiegersohn des letzten Grafen von Bregenz, die Herrschaft; seine Söhne verlegten die Residenz nach Feldkirch, und sein jüngerer Sohn Hugo nannte sich ab zirka 1206 Graf von Montfort. Das Wappen des Geschlechts Tübingen-Montfort wurde zum Vorarlberger Landeswappen. Die Montforter gründeten Siedlungen und erschlossen das Land verkehrsmäßig (Bau des Weges über den Arlberg). 1309-14 erwarben die Habsburger Burg Gutenberg, das Eingangstor nach Vorarlberg von Süden her, und kauften dann stückweise das Land: 1363 die Herrschaft Neuburg am Rhein, 1375 die Grafschaft Feldkirch, das Kerngebiet des Landes, 1394 Bludenz und das Montafon, 1397 Jagdberg, 1451 die südliche Hälfte der Grafschaft Bregenz und 1474 Sonnenberg, 1523 die andere Hälfte von Bregenz, 1765 Hohenems-Ebnit, 1804 Blumenegg und St. Gerold sowie 1814 Lustenau. Die Habsburger waren in den einzelnen Herrschaften durch Vögte vertreten.

Während des Appenzeller Kriegs schlossen sich zahlreiche Gebiete Vorarlbergs, darunter die Stadt Feldkirch, dem "Bund ob dem See" gegen Herzog Friedrich IV. an. 1647 verteidigten die Vorarlberger ihr Land gegen die Schweden, 1704, 1744 und 1799-1809 gegen die Franzosen. Im Tiroler Freiheitskampf 1809 kämpfte Vorarlberg gemeinsam mit Tirol gegen Bayern und Franzosen. Bis 1752 unterstand die Vorarlberger Verwaltung dem Gubernium Innsbruck, bis 1782 dem unmittelbar Wien untergeordneten Freiburg im Breisgau (Vorderösterreich), danach wieder Innsbruck. 1805-14 stand es mit Tirol unter bayerischer Herrschaft.

Bereits im 14. Jahrhundert entwickelte sich aus der Zusammenarbeit der freien Bauernschaft mit dem Bürgertum, ohne Geistlichkeit und Adel, eine landständische Demokratie. Ab dem 16. Jahrhundert waren die Vorarlberger Landstände organisiert und wurden Träger des Landes- und Staatsbewusstseins. 1861 erhielt Vorarlberg einen eigenen Landtag, 1850-68 wurden 6 Bezirksgerichte und 3 Bezirkshauptmannschaften errichtet.

1918 löste Vorarlberg seine Verwaltung von der Tirols und wurde ein selbständiges Bundesland mit eigener Landesregierung. Am 14. 3. 1919 gab sich Vorarlberg durch die Provisorische Landesversammlung eine eigene Landesverfassung, die in der Verfassung vom 17. 9. 1923 ihre noch heute gültige Form erhielt (letzte Fassung Landesgesetzblatt Nummer 33/2001). 1919/20 wollte eine starke Bewegung den Anschluss des Landes an die Schweiz durchsetzen. Unter der nationalsozialistischen Herrschaft war Vorarlberg mit Tirol zusammengefasst, 1945-55 war das Land französische Besatzungszone.

Vorarlberg bezeichnet sich als einziges österreichisches Bundesland als "Staat"; der Landeshauptmannstellvertreter führt den Titel "Landesstatthalter". Die Vorarlberger Landesverfassung kennt Volksabstimmung und Volksbegehren. Für die Landtagswahlen und Abstimmungen besteht, einmalig in Österreich, Teilnahmepflicht. Der aus 36 Mitgliedern bestehende Landtag wird alle 5 Jahre nach dem Verhältniswahlrecht gewählt. Vorarlberg entsendet 8 Abgeordnete in den Nationalrat und 3 in den Bundesrat. Die Landesregierung (1999: 6 ÖVP und 1 FPÖ) wird vom Landtag als einzige Regierung Österreichs nach dem Mehrheitswahlverfahren gewählt.

Kirchlich gehörten das oberste Lech- und Illergebiet rechts der Breitach bis 1816 zum Bistum Augsburg, das Oberland zum Bistum Chur, das Unterland zum Bistum Konstanz. Bis 1921 unterstand Vorarlberg als eigenes Generalvikariat dem Bistum Brixen, dann bildete es einen Teil der Apostolischen Administratur Innsbruck-Feldkirch. 1964-68 war es ein Teil des Bistums Innsbruck (Generalvikariat in Feldkirch mit 7 Dekanaten). Seit 1968 bildet es das eigene Landesbistum Feldkirch.



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Vorarlberg: Funkensonntag in Schruns im Montafon.




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Vorarlberg: Bauernhäuser im Bregenzerwald bei Hirschau.




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Vorarlberg: Montafon.




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Vorarlberg: Almkäserei.




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Vorarlberg: Blick auf die Schattenburg in Feldkirch.




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Das Werden Vorarlbergs.



Die Bezirke (2001)
 



politischer Bezirk




Gemeinden




Fläche in km2



Bevölkerung
insgesamt



Bevölkerung
pro km
2

Bevölkerungs-
zu- (+) bzw.
-abnahme (
–)
1991
–2001 in %

Bludenz

29

1.287,52

60.471

47

+   6,2

Bregenz

40

863,33

121.123

140

+   4,9

Dornbirn

3

172,37

75.901

440

+   4,3

Feldkirch

24

278,26

93.600

336

+   8,5

Vorarlberg

96

2.601,48

351.095

135

+   5,9




Die größten Gemeinden (mit mehr als 5000 Einwohnern)
 
Dornbirn*

42.301

  Lauterach**

8.678

Feldkirch*

28.607

  Wolfurt**

7.849

Bregenz*

26.752

  Höchst

7.096

Lustenau**

19.709

  Frastanz**

6.214

Hohenems*

13.891

  Hörbranz

6.153

Bludenz*

13.701

  Altach

5.704

Hard**

11.471

  Nenzing**

5.652

Rankweil**

11.171

  Lochau

5.242

Götzis**

10.097

   

 

* Stadt / ** Markt



Bevölkerung (gemäß Volkszählungen)
 

1869

102.702

 

1951

193.657

1880

107.373

 

1961

226.323

1890

116.073

 

1971

277.154

1900

129.237

 

1981

305.164

1910

145.408

 

1991

331.472

1923

139.979

 

2001

351.095

1934

155.402

 

 

 




Berufstätige (nach Wirtschaftsabteilungen)
 
 

1971

1981

1991

Land- und Forstwirtschaft

16.254

10.138

7.730

Energie- und Wasserversorgung

5.697

5.401

4.783

Bergbau, Steine- und Erdengewinnung

704

750

449

verarbeitendes Gewerbe, Industrie

104.221

110.815

105.695

Bauwesen

25.612

23.477

21.857

Handel, Lagerung

20.400

27.676

32.107

Beherbergungs- und Gaststättenwesen

7.758

11.215

14.276

Verkehr, Nachrichtenübermittlung

15.904

15.623

15.293

Geld- und Kreditwesen, Privatversicherungen, Wirtschaftsdienste

7.290

10.834

16.113

persönliche, soziale und öffentliche Dienste, Haushaltung

27.591

37.880

48.658

unbekannte Wirtschaft

2.354

–

–

Pensionisten, Rentner

40.444

46.735

58.414

sonstige Einkommensempfänger, unbekannt

2.925

4.620

6.097




Wirtschaftsflächen (1999)
 
Kulturarten

Fläche

in ha

in %

Ackerland

3.108

1,47

Hausgärten

47

0,02

Obstanlagen einschließl. Beerenobst (ohne Erdbeeren)

94

0,04

Weingärten

12

0,01

Reb- und Baumschulen

22

0,01

Forstbaumschulen

3

 0,00

einmähdige Wiesen

4.651

2,19

mehrmähdige Wiesen

29.641

13,98

Kulturweiden

1.152

0,54

Hutweiden

6.610

3,12

Almen und Bergmähder

68.187

32,15

Streuwiesen

2.321

1,09

Wald

63.250

29,83

Energieholzflächen (Kurzumtriebsflächen)

4

0,00

Christbaumkulturen

15

 0,01

Forstgärten

0

 0,00

nicht mehr genutztes Grünland

2.484

1,17

fließende und stehende Gewässer

750

 0,35

andere unproduktive Flächen

29.718

14,01

Gesamtfläche

212.070

 100,00




Bildungswesen (1999/2000)
 


Schulart



Schulen



Klassen

Schüler
bzw.
Studierende

Kindertagesheime

250

496

10.093

allgemein bildende Pflichtschulen

248

1.837

35.916

allgemein bildende höhere Schulen

12

291

7.183

sonstige allgemein bildende Schulen

–

–

–

berufsbildende Pflichtschulen

8

294

6.474

berufsbildende mittlere Schulen

29

130

2.882

berufsbildende höhere Schulen

14

195

4.714

lehrerbildende mittlere und höhere Schulen

2

12

351

berufsbildende Akademien

2

3

72

lehrerbildende Akademien

1

–

434

Universitäten

–

–

–

Universitäten der Künste

–

–

–

Fachhochschul-Studiengänge

3

–

499




Die Landeshauptleute Vorarlbergs
 
Otto Ender (CS)

3. 11. 1918

–

9. 12. 1930

Ferdinand Redler (CS)

9. 12. 1930

–

14.   7. 1931

Otto Ender (CS)

14.   7. 1931

–

24.   7. 1934

Ernst Winsauer (VF)

24.   7. 1934

–

13.   3. 1938

Anton Plankensteiner (NS)

13.   3. 1938

–

1.  2. 1940

–––    

–––

Ulrich Ilg (ÖVP)

24.   5. 1945

–

28. 10. 1964

Herbert Keßler (ÖVP)

29. 10. 1964

–

9.  7. 1987

Martin Purtscher (ÖVP)

9.  7. 1987

–

2.  4. 1997

Herbert Sausgruber (ÖVP)

2. 4. 1997

–  



Landtagsabgeordnete
 
Partei

1945

1949

1954

1959

1964

1969

1974

1979

1984

1989

1994

1999

ÖVP

19

16

16

21

20

20

22

22

20

20

20

18

SPÖ

7

4

7

10

10

9

10

10

9

8

6

5

FPÖ (WdU)

–

6

3

5

6

7

4

4

3

6

7

11

Die Grünen (1984: Alternative Liste/Vereinte Grüne)

–

–

–

–

–

–

–

–

4

2

3

2




Literatur: F. J. Weizenegger, Vorarlberg, 3 Bände, 1839; Jahres-Berichte (seit 1928 Jahrbuch) des Landesmuseumsvereins, 1858ff.; L. Rapp und andere, Topographisch-historische Beschreibung des Generalvikariates Vorarlberg, 8 Bände, 1894-1917; Archiv für Geschichte und Landeskunde Vorarlbergs, 1904-26; Forschungen zur Geschichte Vorarlbergs, 19 Bände, 1920-93, Neue Folge 1995ff.; Heimat, 1920/34; A. Helbok, Geschichte Vorarlbergs, 1925; Alemannia, 1926-37; Montfort, Zeitschrift für Geschichte, Heimat- und Volkskunde Vorarlbergs, 1946ff. (= seit 1966 Vierteljahresschrift für Geschichte und Gegenwart Vorarlbergs); L. Jutz, Vorarlberger Wörterbuch mit Einschluß des Fürstentums Liechtenstein, 2 Bände, 1955/65; K. Ilg, Landes- und Volkskunde, Geschichte, Wirtschaft und Kunst Vorarlbergs, 4 Bände, 1961-67; B. Bilgeri, Geschichte Vorarlbergs, 5 Bände, 1971-87; Österreichischen Akademie der Wissenschaften (Hg.), Österreichisches Städtebuch, Band 3, 1973; J. W. Deininger, Das Bauernhaus in Tirol und Vorarlberg (Nachdruck der Ausgabe 1902), 1979; A. L. Simons, Geomorphologische und glazialgeologische Untersuchungen in Vorarlberg, 1985; Schriften des Vorarlberger Landesmuseums (Reihe A: Landschaftsgeschichte, Archäologie, Reihe B: Kunstgeschichte, Denkmalpflege, Reihe C: Volkskunde), 1985ff.; Österreichische Akademie der Wissenschaften (Hg.), Theatergeschichte Österreichs, Vorarlberg, Band VII, Heft 1, 1986; Amt der Vorarlberger Landesregierung (Hg.), Vorarlberg. Ein Kulturprofil, 1987; Vorarlberg, Sonderreihe "Die österreichischen Bundesländer", Heft 5, herausgegeben von der CA, 1988; G. Wanner, Vorarlberger Industriegeschichte, 1990; Amt der Vorarlberger Landesregierung (Hg.), Vorarlberg - Unser Land, 31992; Vorarlberger Landesarchiv (Redaktion), 75 Jahre selbständiges Land Vorarlberg, 1993; O. Benvenutti, Altes Handwerk in Vorarlberg, 1993; Vorarlberger Wirtschaftschronik, herausgegeben vom GFW-Verlag, 1993; W. Scheffknecht (Redaktion), Vorarlberg-Chronik, 1997; K. H. Burmeister, Geschichte Vorarlbergs, 41998; F. Mathis (Hg.), Vorarlberg. Zwischen Fußach und Flint, Alemannentum und Weltoffenheit, 2000.


Verweise auf andere Alben:
Video-Album: Schattenburg: Vorarlberg, Gotisches Zimmer.

 
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