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Vorauer Handschrift - Vyslozil, Wolfgang (14/27)
Vorlauf, Konrad Vorsäß

Vormärz


Vormärz, Biedermeierzeit: Als sich Napoleon 1804 zum Kaiser der Franzosen ernannte, gründete Kaiser Franz II. am 8. 8. 1804 das Kaisertum Österreich und legte 1806 die Krone des Heiligen Römischen Reichs nieder. Die habsburgischen Länder litten unter den Napoleonischen Kriegen, die enorme Kosten verursachten, 1811 zum Staatsbankrott führten und die sich langsam entfaltende Industrie zurückwarfen. Die Wirtschaft brauchte 10 Jahre, um das Tief zu überwinden. Die von Napoleon erzwungene Kontinentalsperre führte aber auch zur Entwicklung neuer Produkte (zum Beispiel Rübenzucker).

Außenpolitisch stand Österreich 1815 dank seiner Position als kriegsentscheidende Macht und der Person Metternichs auf einem Höhepunkt: Wien wurde als Kongressort ausgewählt, an dem die Neuordnung Europas festgelegt wurde. Das Kaisertum Österreich erhielt einen Teil seiner früheren Provinzen zurück, verzichtete aber auf Belgien und die Vorlande in Südwestdeutschland zugunsten einer Vorherrschaft im neu geschaffenen Deutschen Bund und in Italien durch Zuteilung der Lombardei und Venetiens. Die "Heilige Allianz" der Herrscher Russlands, Österreichs und Preußens sollte die Stabilität garantieren, wandte sich künftig gegen alle liberalen Strömungen in Europa, konnte ihre Haltung bei den Kongressen von Aachen 1818, Karlsbad 1819, Troppau 1820 sowie Laibach und Venedig 1822 bekräftigen, bis gegen Ende des Jahrzehnts vor allem Großbritannien und Frankreich diese Linie verließen.

Innenpolitisch war die Ära nach den Napoleonischen Kriegen durch ein hartes Polizeiregime geprägt, das liberale Regungen unterdrückte, ausländische Literatur von der Monarchie fernhielt und dadurch unter anderem den Rückzug des immer stärker werdenden Bürgertums in private Interessensphären begünstigte. Diese Kultur des Biedermeier erreichte im städtischen Bereich vor allem im Rahmen der Musik einen Höhepunkt: ihr Ruhm, der bereits im 18. Jahrhundert durch W. A. Mozart und J. Haydn begründet worden war, wurde durch die in Wien wirkenden Komponisten L. von Beethoven, F. Schubert und die Walzerkomponisten J. Strauß Vater und J. Lanner gekräftigt. F. Grillparzer stärkte mit seinen Stücken das Staatsbewusstsein, J. Nestroy und F. Raimund führten das Altwiener Volkstheater zu einem Höhepunkt. Die bedeutendsten Maler der Zeit waren L. Kupelwieser und der auch sozialkritische F. G. Waldmüller.

Obwohl ab den 20er Jahren ein beträchtliches Wirtschaftswachstum, zum Teil durch die Privilegiengesetze begünstigt, erzielt wurde, waren breite Volksschichten von Armut betroffen, vor allem Industriearbeiter, die sich in den Vorstädten Wiens angesiedelt hatten, aber auch die aus den übervölkerten Gegenden Böhmens und den Gebirgsregionen der Alpenländer abwandernden Menschen. Erfinder und Jungunternehmer aus kleineren deutschen Staaten ließen sich wegen der größeren Absatzchancen in Österreich nieder und entwickelten neue Produkte. Viele Ideen brachten sie als wandernde Handwerker aus England mit, wie auch die Technologie des Eisenbahnbaus, die in den 30er Jahren einsetzte. Die Pferdeeisenbahn Linz- Budweis war zwar schon bei ihrer Fertigstellung 1832 überholt, aber die mit Dampflokomotiven befahrene Bahnlinie Wien- Mähren (1837 bis Deutsch-Wagram eröffnet und rasch fortgesetzt) leitete ein neues Kapitel der Verkehrspolitik ein. Gleichzeitig wurde auch der Donauverkehr durch die Gründung einer Dampfschifffahrtsgesellschaft erschlossen, 1831 fuhr das erste Schiff von Wien nach Budapest, 1932 von Wien nach Linz.

1831/32 legte eine Choleraepidemie das Wirtschaftsleben im Wiener Raum für Monate lahm, rasch aufeinanderfolgende Missernten beeinträchtigten zusätzlich die wirtschaftliche Entwicklung. Grundherrschaften und feudale Einrichtungen galten als überholt, die Unzufriedenheit wuchs. Kaiser Franz I. stand als Herrscher stets allen Veränderungen skeptisch gegenüber, für seinen geistig behinderten Sohn Ferdinand (1835-48) musste eine Staatskonferenz die Regierung übernehmen. Eine junge Generation Intellektueller verlangte von dem schwerfälligen Verwaltungsapparat immer dringender eine Verfassung und eine Liberalisierung des Staats. Am 13. 3. 1848 kam es schließlich zum Ausbruch der Revolution 1848 in Wien, die den Sturz Metternichs, der bestimmenden politischen Gestalt des Vormärz´, Pressefreiheit, eine Verfassung und im Sommer eine Reichstagswahl nach sich zog. Als einziges großes Gesetz wurde am 7. 9. 1848 die Aufhebung der Grunduntertänigkeit der Bauern beschlossen und damit der durch ein Jahrtausend bestehende, zuletzt überholte Feudalstaat beendet.


Literatur: J. Marx, Die wirtschaftlichen Ursachen der Revolution von 1848 in Österreich, 1965; W. Häusler, Von der Massenarmut zur Arbeiterbewegung, 1979; P. Csendes (Hg.), Österreich 1790-1848, Das Tagebuch einer Epoche, 1987; Bürgersinn und Aufbegehren, Ausstellungskatalog, Wien 1987/88.


Verweise auf andere Alben:
Musikgeschichte: Franz Schubert: Große C-Dur Symphonie,
Franz Schubert: Erlkönig,
Mauro Giuliani: Rossiniana Nr. 1, op. 119,
Joseph Leopold Edler von Eybler: Terra tremuit,
Anselm Hüttenbrenner: Erlkönig,
Adolf Müller: Wann uns einer g´fallt aus Der Talisman,
Michael Haydn: Abendlied,
Franz Schubert: Deutsche Tänze D 790,

 
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