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Schreyvogel, Joseph Pseudonyme: Thomas West, Karl August West - Schuch, Carl (19/25)
Schubert, Ferdinand Lukas Schubert, Karl Leopold

Schubert, Franz Peter


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Franz Schubert. Anonym. Gemälde, um 1827.




Schubert, Franz (Peter), * 31. 1. 1797 Wien, † 19. 11. 1828 ebenda, Komponist; Bruder von Ferdinand Schubert. Wuchs als Sohn eines Lehrers aus Mähren in der Wiener Vorstadt Lichtental auf und erhielt von seinem Vater (Violine, Musiktheorie) bzw. seinem ältesten Bruder Ignaz (Klavier) seinen 1. Musikunterricht. Da sich bald seine große Musikalität zeigte, kam er 1808 zu den Hofsängerknaben. Der Musikunterricht durch J. L. von Eybler, den Chormeister P. Körner und vor allem durch A. Salieri (bis 1816) vermittelte Schubert die nötigen Kenntnisse in Harmonielehre, Kontrapunkt und Instrumentation, um sich an eigene Kompositionen zu wagen. Nach 7 kleineren Instrumentalwerken schuf Schubert 1811 das erste Lied ("Hagars Klage"), das die Aufmerksamkeit Salieris erregt haben soll. Im Sängerknabenkonvikt lernte Schubert auch seinen Freund und Mentor J. von Spaun kennen; durch diesen ergab sich 1815 die Verbindung zu seinem 2. großen Freund und Förderer, J. Mayrhofer. 1813 schrieb Schubert seine 1. Symphonie und begann mit der Arbeit an seinem 1. Bühnenwerk, "Des Teufels Lustschloss". Nach Verlassen des Konvikts Ende 1813 begann Schubert die vom Vater gewünschte Lehrerausbildung und arbeitete gleichzeitig als Lehrergehilfe an der Schule des Vaters. Hatte Schubert bis jetzt nur für einen kleinen Kreis geschrieben, so brachte ihm 1814 die Aufführung der F-Dur-Messe in der Augustinerkirche größere Bekanntheit (Wiener Kongress). Ebenfalls 1814 begann Schubert mit "Gretchen am Spinnrad" die Vertonung goethescher Texte. Trotz seiner Pflichten als Schullehrer komponierte er im Folgejahr 145 Lieder (darunter "Heidenröslein", "Wanderers Nachtlied" und "Erlkönig") sowie 4 Bühnenwerke, seine 2. und 3. Symphonie, Klaviersonaten, Tänze und 2 Messen. Mit diesen Werken etablierte sich der junge Lehrer als Komponist im Wiener Musikleben. Im Herbst 1815 lernte Schubert Franz von Schober kennen, womit der Kern der "Schubertianer" und der "Schubertiaden" (Schubert, Spaun, Mayrhofer und Schober) komplett war. Die 3 Freunde ermöglichten es Schubert, ab 1818 den ungeliebten Lehrerberuf aufzugeben und als freischaffender Komponist zu leben (weitere wichtige Freunde waren L. von Sonnleithner, A. Hüttenbrenner und der Hofopernsänger J. M. Vogl). 1817 entstanden weitere bekannte Lieder ("An die Musik", "Die Forelle") und das Streichquartett "Der Tod und das Mädchen". 1818 (und abermals 1824) trat Schubert eine feste Anstellung als Musiklehrer der Töchter des Fürsten Esterházy in Zseliz (Zeliezovce, Slowakische Republik) an.

Ab 1819 konnte sich Schubert aufgrund der großzügigen Unterstützung seiner Freunde, die eine Art "Musenhof" um den Komponisten schufen, ganz der Musik widmen. Auch die Drucklegung des "Erlkönigs" 1821 wurde dadurch ermöglicht. Sie war so erfolgreich, dass kurz danach 20 weitere Lieder gedruckt wurden. 1820-23 hielt sich Schubert im Sommer mit Freunden in Atzenbrugg (Niederösterreich, Aquarell von L. Kupelwieser) auf und als Gast von Bischof J. N. Dankesreither in St. Pölten; in dessen Schloss Ochsenburg komponierte er Teile der Oper "Alfonso und Estrella".

Eine schwere Erkrankung Ende 1822 unterbrach Schuberts Produktivität für fast 1 Jahr. Der in dieser Zeit entstandene Liederzyklus "Die schöne Müllerin" spiegelt die psychische Krise wider. Danach folgte ein weiterer schwerer Schlag: Schubert, der zeitlebens die Oper als einen der Höhepunkte kompositorischen Schaffens gesehen hatte, scheiterte als Opernkomponist: "Fierabras" wurde abgelehnt, und die 1823 uraufgeführte "Rosamunde" war ein Misserfolg. Erst 1825 gewann Schubert seine alte Schaffenskraft zurück, und auf einer Sommerreise mit J. M. Vogl entstanden unter anderem die "Gasteiner Symphonie" und das berühmte "Ave Maria". Relativ unbeschwert waren auch die nächsten 2 Jahre, in denen zahlreiche Meisterwerke, wie das letzte Streichquartett (1826) oder der Liederzyklus "Die Winterreise" (1827), entstanden. Das Echo der Aufführungen seiner Werke in der europäischen Musikpresse zeigt, dass Schubert keineswegs ein verkanntes Genie, sondern ein anerkannter und hoch geschätzter Komponist war.

Die Musik von Schubert liegt im Spannungsfeld von Klassik und Romantik, Biedermeier und Sturm und Drang, ohne sich letztlich für eine der Richtungen zu entscheiden. Die dadurch bedingte Breite emotionaler Ausdrucksmöglichkeiten wird oft als das typisch "Wienerische" zwischen Weltschmerz und unerschütterlicher Heiterkeit angesehen.

Als Instrumentalkomponist schlug Schubert eine Brücke zwischen Klassik und Romantik, wobei er vor allem als Symphoniker von großer Bedeutung ist, bildete er doch das Bindeglied zwischen der klassischen Symphonie und dem Werk A. Bruckners. Schubert akzeptierte die Formen der Klassik, vermengte bzw. füllte sie aber mit der erweiterten Harmonie der Romantik. Dies ist in seinem Instrumentalwerk, vor allem in der Kammer- bzw. Klaviermusik, zu beobachten, aber noch viel stärker in seiner "Experimentiergattung", dem "Kunstlied", das er zu einem Höhepunkt führte. Ausgenommen davon sind die Tänze: Sie sind dem Zweck entsprechend Unterhaltungsmusik auf höchster Ebene, harmonisch und formal einfach gestaltet.

Im umfangreichen Schaffen hat das Lied eine besondere Stellung: Singstimme und Klavierbegleitung verselbständigen sich, das Lied wird harmonisch und formal erweitert (Ausarbeitung von durchkomponierten "Szenen" neben strophischen Formen). Ziel ist eine optimale Textausdeutung und dramatische Spannung. Bereits in den frühen Liedern wie "Gretchen am Spinnrad" und "Erlkönig", aber noch viel stärker in den Liederzyklen "Die schöne Müllerin" und "Die Winterreise" ist dieses dramatisch-kompositorische Konzept zu beobachten.

Von seinen 18 Bühnenwerken, von der Zauberoper "Des Teufels Lustschloss" (1814) bis "Der Graf von Gleichen" (1827), wurden zu Schuberts Lebzeiten nur 4 aufgeführt und blieben ohne Erfolg. Von "Rosamunde" konnten sich einzig die Ouvertüre und die instrumentalen Zwischenspiele im Orchesterrepertoire durchsetzen. - Schubert-Museum in Schuberts Geburtshaus (Wien 9).


Werke: 18 Opern bzw. Singspiele: Der vierjährige Posten, 1815; Claudine von Villa Bella, 1815; Rosamunde, 1823; Fierabras, 1823; Der Graf von Gleichen, 1827. - Kirchenmusik: 6 Messen, Requiem, Stabat mater, Tantum ergo und andere. - Zahlreiche Chorwerke (oft Bearbeitungen von Sololiedern). - Orchesterwerke: 9 Symphonien (darunter die "Unvollendete", 1822, und die große C-Dur-Symphonie, 1828); 17 Ouvertüren. - Kammermusik: 15 Streichquartette (unter anderem in d-Moll, "Der Tod und das Mädchen", 1824); Streichquintett C-Dur, 1828; Klavierquintett A-Dur ("Forellenquintett"), 1819; 4 Klaviertrios. - Klavierwerke: 22 Sonaten; zahlreiche Tänze (Walzer, Ländler, Deutsche Tänze, Märsche, Polonaisen, Ekossaisen); Wandererphantasie, 1822; 8 Impromptus; 6 Moments musicaux; vierhändige Klavierwerke. - Fast 1000 Lieder für eine Singstimme und Klavier (unter anderem): Heidenröslein, 1815; Erlkönig, 1815; An die Musik, 1817; Die Forelle, 1817; Ganymed, 1817. - Liederzyklen: Die schöne Müllerin, 1823; Die Winterreise, 1827; Schwanengesang, 1828. - Ausgabe: F. Schubert, Neue Ausgabe sämtlicher Werke, 1964ff.

Literatur: O. E. Deutsch, F. Schubert. Die Dokumente seines Lebens und Schaffens, 3 Bände, 1913-19; derselbe, F. Schubert, Briefe und Schriften, 1919; derselbe, Schubert, Thematic Catalogue of All His Works, 1951 (= Deutsch-Verzeichnis); M. Schneider, F. Schubert, 1958; H. Goldschmidt, F. Schubert, 1964; A. Feil, F. Schubert, 1975; R. Werba, Schubert und die Wiener, 1978; D. Fischer-Dieskau, F. Schubert in seinen Liedern, 1978; F. Hilmar, F. Schubert in seiner Zeit, 1985; J. Reed, Schubert, 1987; W. Litschauer, Neue Dokumente zum Schubert-Kreis, 2 Bände, 1990/93; P. Clive, Schubert and His World, 1997; E. Hilmar und M. Jestremski (Hg.), Schubert-Lexikon, 1997; W. Dürr und A. Krause, Schubert-Handbuch, 1997.


Verweise auf andere Alben:
Musikgeschichte: Ernst Krenek: Reisebuch aus den österreichischen Alpen, Der Wein
Musik-Kolleg: Franz Schubert

 
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