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Ingenieurkammern - Institut für Dialekt- und Namenlexika (12/25)
Innenministerium, Bundesministerium für Inneres Innerhofer, Franz

Innere Stadt


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Innere Stadt: G. Veith, Vogelschau von Wien. Feder- und Sepiazeichnung, um 1880 (Historisches Museum der Stadt Wien).




Innere Stadt, 1. Gemeindebezirk von Wien, 2,88 km2, 17.289 Einwohner (2006), bildet die Kernstadt von Wien, vom Südufer des ehemaligen südlichsten Donauarms (heute Donaukanal), vom Unterlauf des Wienflusses, von der Ringstraße und der "Zweierlinie" umgeben, mit den wichtigsten bundesstaatlichen Amtsgebäuden, Zentrum des kulturellen, kirchlichen, wissenschaftlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens der Hauptstadt. Hier liegen die Hofburg, die bedeutendsten Museen und zahlreiche andere Kulturstätten (Staatsoper, Burgtheater, Musikvereinsgebäude, Universität Wien, Kunstuniversitäten). Die Innere Stadt ist auch Bank- und Geschäftsviertel (Kärntner Straße, Graben, Kohlmarkt, Wollzeile, Rotenturmstraße, Wipplingerstraße; Textilviertel zwischen Börse und Franz-Josefs-Kai).

Der Kern der Inneren Stadt geht auf das römische Lager Vindobona zurück (römische Ausgrabungen am Hohen Markt und auf dem Michaelerplatz). Bei der Umwandlung zum mittelalterlichen Burgplatz wurde neben dem fortbestehenden Siedlungskern in der Nordostecke (Bereich Hoher Markt-St. Ruprecht) zunächst das Südosteck des alten römischen Lagers um St. Peter, im 11. Jahrhundert der Raum vor dem Südosttor (heute Bäckerstraße) besiedelt, zu Anfang des 12. Jahrhunderts der Raum um die Stephanskirche außerhalb der alten Römerlagermauer. 1156 Residenz der österreichischen Herzöge, die hier ihre Pfalz (Am Hof) errichteten. Um 1200 ummauert, erreichte die Innere Stadt in rasch aufeinander folgenden Bauepochen den Umfang fast bis zur heutigen Ringstraße, die mit ihren Monumentalbauten im 19. Jahrhundert anstelle der nach 1529 errichteten Basteien und des Glacis als Prunkstraße angelegt wurde.

Romanische Baureste weisen Ruprechtskirche (legendäre Gründung 740), Stephansdom und Michaelerkirche auf.

Die Gotik hat in der Innenstadt nur vereinzelt starke Akzente verteilt: Stephansdom; Burgkapelle in der Hofburg; Michaelerkirche (Chor und Turm um 1327-50; spätromanische Teile um 1220-50; klassizistische Fassade); Kirche Maria am Gestade ("Maria Stiegen", wohl vor 1137, sicher vor 1177, Neubau ab 1398) am Steilhang des alten Donauufers, im Innern reiche Glasmalerei (14. und 15. Jahrhundert) und Sarkophag des heiligen C. M. Hofbauer, der hier wirkte; Minoritenkirche (seit 1784 italienische Nationalkirche; urkundlich 1251, gotischer Neubau vor 1339, Portal um 1350) mit Bildern von B. und A. Altomonte und D. Gran, spätbarocke Orgel. Neidhart-Fresken (Haus Tuchlauben 19), älteste profane Fresken Wiens (um 1400).

Aus der Renaissance nach der 1. Türkenbelagerung Wiens sind nur geringe Reste erhalten geblieben: Hof der Stallburg (um 1558), Innenräume und Portal (1571) des Niederösterreichischen Landhauses (Herrengasse), Schweizertor in der Hofburg (1552), Portal der Salvatorkapelle (altkatholische Kirche, urkundlich 1301, Portal um 1520, Salvatorgasse) und Teile der Franziskanerkirche (1603-11).

Nach den siegreichen Türkenkriegen wurde die Innere Stadt mit einer Fülle barocker Neubauten und Barockisierungen durchsetzt: Josefsplatz mit Nationalbibliothek; Kirchen: Am Hof; Jesuitenkirche (Universitätskirche, 1628-31; 1703-05 verändert), Kapuzinerkirche (1622-32) mit Kloster (Gemälde des 17. und 18. Jahrhunderts) und Kapuzinergruft; Dominikanerkirche (1631-34); Deutschordenskirche (vor 1249; 1720-25 barockisiert), das Hauptbeispiel barocker Nachgotik des 18. Jahrhunderts in Österreich (gotischer Flügelaltar, 16. Jahrhundert); Peterskirche (angeblich spätrömischen Ursprungs, 792 der Legende nach von Karl dem Großen gegründet, urkundlich 1137, jetziger Bau von Gabriele Montani, dann von J. L. von Hildebrandt 1702-15), Eingangsraum und Empore von A. Galli-Bibiena, Wandmalerei von J. G. Schmidt (um 1715), Altarbilder von M. Altomonte und L. Kupelwieser (1836), Grab des W. Lazius (1586). Viele andere Kirchen, unter anderem: Annakirche mit hölzerner Anna-selbdritt-Gruppe (um 1510, Veit Stoß zugeschrieben) und Augustinerkirche (1330-39), 1634-1783 Hofpfarrkirche, mit Marmorgrabmal der Erzherzogin Marie Christine (von A. Canova, 1798-1805) und Georgskapelle (geweiht 1341), darin Hochgrab (Kenotaph) Kaiser Leopolds II. (1799) und Grabstätten von Abraham a Sancta Clara, L. J. Graf Daun und G. van Swieten, dahinter Herzgruft der Habsburger; Kloster und Kirche (1631) der Schotten.

Die bedeutendsten barocken Paläste stammen von J. B. Fischer von Erlach und J. E. Fischer von Erlach (Böhmische Hofkanzlei, heute Verfassungs- und Verwaltungsgerichtshof; Stadtpalais des Prinzen Eugen, heute Finanzministerium; Lobkowitz-Palais, heute Österreichisches Theatermuseum; Nationalbibliothek; Schönborn-Batthyány-Palais; Ungarische Gesandtschaft; Teile der Hofburg) und von J. L. von Hildebrandt (Geheime Hof- und Staatskanzlei, heute Bundeskanzleramt; Palais Daun-Kinsky, heute Versteigerungshaus; Reichskanzleitrakt der Hofburg). Weitere Barockbauten unter anderem: Erzbischöfliches Palais (1632ff., mit Diözesanarchiv); Palais Mollard-Clary (nach 1689, 1924-97 Niederösterreichisches Landesmuseum); Starhemberg-Palais (nach 1650, heute Bundesministerien für Wissenschaft und Verkehr bzw. Unterricht und kulturelle Angelegenheiten); Bürgerliches Zeughaus (16. Jahrhundert und 1731/32, heute Feuerwehrzentrale, Am Hof); Fassade des Alten Rathauses. Zu den bedeutendsten barocken Denkmälern zählen unter anderem Pest- oder Dreifaltigkeitssäule (Graben), Donner- oder Providentiabrunnen (Neuer Markt), Mariensäule (Am Hof) und Vermählungsbrunnen (Hoher Markt).

Die Alte Universität (Aula) ist eines der ersten Werke des französischen Frühklassizismus.

Josephinische, Empire- und Biedermeier-Bauten bestimmen das Straßenbild in Schönlatern-, Seitenstetten-, Schotten- und Rauhensteingasse, am Fleischmarkt, in der Seilerstätte usw. Eine städtebauliche Einheit stellen die Monumentalbauten der Ringstraße aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts dar.

Die Innere Stadt hat auch in der neuen Baukunst um die Wende zum 20. Jahrhundert eine wichtige Rolle übernommen (Postsparkasse, 1904-06 von O. Wagner; "Loos-Haus" am Michaelerplatz, 1909-11; Secession von J. M. Olbrich, 1897-98). Die durch starke Bombardierung 1944-45 entstandenen Lücken wurden größtenteils durch neue Bauten gefüllt (Opernringhof, 1956, anstelle des abgetragenen Heinrichhofs; Ringturm-Hochhaus, 1953-55). Ab 1955 wurden Fußgängerunterführungen an den verkehrsreichsten Ringstraßenkreuzungen errichtet (Opern-, Albertina-, Babenberger-, Bellaria-, Schottentorpassage). Wichtige Neubauten ab 1970 waren das Juridicum (1974-84), das Hotel Marriott (1984/85), das Haas-Haus (1987-90) und die Ringstraßengalerien (1990-93).

Die Randgebiete der Inneren Stadt sind durch Parkanlagen aufgelockert: Stadtpark mit Kursalon und vielen Denkmälern (F. Schubert, J. Strauß Sohn, H. Makart, A. Bruckner, F. Amerling, E. J. Schindler); Volksgarten (Kaiserin-Elisabeth- und Grillparzer-Denkmal, Theseustempel, Denkmal für J. Raab); Burggarten (Denkmäler für Kaiser Franz I., W. A. Mozart, Kaiser Franz Joseph I.), Rathauspark (Denkmäler für J. Strauß Vater und J. Lanner, F. G. Waldmüller, E. Mach, J. Popper-Lynkeus, A. Schärf, K. Seitz, T. Körner und K. Renner, an der Zufahrtsstraße zum Rathaus 8 Standbilder bedeutender Männer aus der Wiener Geschichte). Auf dem monumentalen Heldenplatz stehen die Reiterdenkmäler von Prinz Eugen und Erzherzog Karl, zwischen Kunsthistorischem und Naturhistorischem Museum das gewaltige Maria-Theresien-Denkmal, auf dem Schmerlingplatz das Republik- und das Anzengruber-, auf dem Luegerplatz das Lueger-Denkmal, auf dem Schwarzenbergplatz das Schwarzenberg-Denkmal und auf dem Albertinaplatz das Mahnmal gegen Krieg und Faschismus.

Die Innere Stadt, im Volksmund "die Stadt" genannt, unterliegt seit Jahrzehnten einer deutlichen "Citybildung": Die Einwohnerzahl war bis 1987 ständig im Rückgang, weist aber seither wieder leicht steigende Tendenz auf; der Bezirk wird immer stärker Verwaltungs-, Einkaufs- (besonders für Luxuswaren) und Vergnügungszentrum (zahlreiche Cafés, Nachtlokale, Kabaretts, Kellertheater usw.). Die dichte Verbauung erlaubt keinen Straßenbahnverkehr; seit 1971 zunehmend Fußgeherzonen; seit 1978 Erschließung durch U-Bahn-Linien.



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Wappen des 1. Wiener Gemeindebezirks Innere Stadt.



Literatur: R. Messner, Wien vor dem Fall der Basteien, 1958; F. Czeike, Wien Innere Stadt, Kunst- und Kulturführer, 1992; derselbe, Historisches Lexikon Wien, 5 Bände, 1992-97.


Verweise auf andere Alben:
Video-Album: Otto Wagner: Modell der Postsparkasse in Wien, 1904-1906.

 
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