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Fischer, Ernst Pseudonyme: Peter Wieden, Pierre Vidal - Fischl, Hans (21/25)
Fischer-Stockern, Hans Pseudonym für Hans Fischer Fischer von Erlach, Joseph Emanuel

Fischer von Erlach, Johann Bernhard


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Johann Bernhard Fischer von Erlach. Gemälde von A. Manyoki, 1723 (Camera Praefecti der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien).




Fischer von Erlach, Johann Bernhard, * 20. 7. 1656 Graz (Steiermark), † 5. 4. 1723 Wien, der erste große Baumeister des österreichischen Barock; nannte sich nach dem ersten Ehemann seiner Mutter (Sebastian Erlacher) "von Erlach"; Vater von Joseph Emanuel Fischer von Erlach. Fischer von Erlach war zuerst als Bildhauer bei seinem Vater Johann Baptist Fischer in Graz tätig, kam 1670 nach Rom, stand dort in Verbindung mit G. L. Bernini und dem Theoretiker P. Bellori und studierte die Baukunst F. Borrominis, wanderte 1684 nach Neapel und kehrte 1686 wieder in die Heimat zurück. In diese Zeit fallen die Arbeiten an der Wiener Pestsäule, an der Innenausstattung der Mausoleen in Ehrenhausen und Graz, Entwürfe zu Portalen, Vasen, Altären, Brunnen und Triumphbögen. Sein erstes Meisterwerk ist der Ahnensaal in Schloss Frain (Vranov bei Znaim, Tschechische Republik) von 1688. Ab 1689 unterrichtete er den späteren Kaiser Joseph I. in der Baukunst. Ab 1693 arbeitete er für den Erzbischof von Salzburg. 1694 wurde er kaiserlicher Hofarchitekt und -ingenieur in Wien. Da er in Österreich keine Aufträge erhielt, reiste er 1704 an den preußischen Hof, von dort weiter nach Holland und England; dabei setzte er sich mit der klassizistischen Bauweise Westeuropas auseinander. Nach dem Regierungsantritt Josephs I. (1705) wurde er Inspektor der kaiserlichen Gebäude und damit Leiter des kaiserlichen Bauwesens; 1712 wurde er nach erneutem Thronwechsel von Karl VI. in seinen Ämtern bestätigt.

Fischer von Erlach war in erster Linie ein Meister der Raumkunst; im Gegensatz zum jüngeren J. L. von Hildebrandt stellte er den prunkvollen Dekor immer mehr in den Hintergrund und nahm frühklassizistische Stilelemente auf, so besonders in der kubischen Gestaltung der Baukörper und in den ruhigen, streng komponierten Fassaden. Er versuchte Lang- und Zentralbau harmonisch zu verschmelzen. Bildnerisch durchformte, körperhaft bewegliche Bauformen verband er mit einem klaren Grundriss und einer weiträumigen Aufgliederung. Diese seine echt österreichische produktive Synthese führte zu einer eigenen Kunstsprache, die alle klassischen Spielarten der europäischen Baukunst beherrschte, dazu trat bei ihm noch ein wegweisendes historisches Interesse, wie sein Stichwerk "Entwurf einer Historischen Architektur" (1721), eine erste universal angelegte Architekturgeschichte, zeigt. Seine Baukunst wurde durch ihre politische Funktion zum Vorbild emporgehoben und Ausdruck für das erstarkte Bewusstsein des Habsburgerreichs.

Zu seinen Hauptwerken zählen die Salzburger Kollegienkirche und in Wien die Karlskirche, das Winterpalais des Prinzen Eugen (heute Finanzministerium), die Böhmische Hofkanzlei und das Palais Trautson. Einige seiner Wiener Bauten wurden von seinem Sohn Joseph Emanuel fertig gestellt (Karlskirche, Hofbibliothek). Sein erster Plan für das Schloss Schönbrunn (1690/91) wurde nicht ausgeführt, der zweite, ausgeführte Plan entstand um 1695. - Denkmal auf dem Wiener Rathausplatz.



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Johann Bernhard Fischer von Erlach, Kollegienkirche in Salzburg (1696-1707).



Werke: Steiermark: Umbau der Mausoleen in Ehrenhausen (Veränderung des Innern, 1690) und Graz (Stuck, 1687-99), Mariazell (Hochaltar, 1692-1704), Straßengel (Hochaltar, Entwurf um 1687). - Salzburg: Dreifaltigkeitskirche (1694-1702), Johannesspitalskirche (1699-1703), Kollegienkirche (1696-1707), Ursulinenkirche (1699-1705), Hochaltar der Franziskanerkirche (1708), Portal des Hofmarstalls (1694), Schloss Kleßheim (ab 1700); Wallfahrtskirche Kirchental bei Lofer (1694-1701). - Wien: Lustgebäude für den Grafen Schlick (1692), Winterpalais des Prinzen Eugen (1695-97), Böhmische Hofkanzlei (1708-14, 1750-54 von M. Gerl vergrößert), Karlskirche (1716-23, von seinem Sohn 1723-39 vollendet), Hofstallungen (ab 1723, nach seinem Entwurf 1719-21), Stadtpalais Liechtenstein (Seitenportal 1705, Attika), Palais Lobkowitz (1709-11 Veränderungen), Pläne für die Hofbibliothek (Ausführung durch seinen Sohn 1723-26) und das Palais Schönborn-Batthyány (1692-93), Schloss Schönbrunn (2. Projekt um 1695, später Umgestaltung und Fertigstellung durch N. Pacassi), Palais Schwarzenberg (Fertigstellung 1720-22, Innenausgestaltung durch seinen Sohn), Palais Trautson (1710-12), Pestsäule am Graben (Sockelreliefs, 1687). - Im übrigen Österreich: Niederweiden (Jagdschloss in Engelhartsstetten, Niederösterreich, ab 1693), Perchtoldsdorf (Sockelreliefs der Pestsäule, 1713).

Literatur: H. Sedlmayr, J. B. Fischer von Erlach, 1976 (Neuausgabe bearb. von G. Curcio, 1997); A. Kreul, Die Barockbaumeister Fischer von Erlach, 1988; H. Lorenz, J. B. Fischer von Erlach, 1992; F. Polleroß, Fischer von Erlach und die Wiener Barocktradition, 1995.


Verweise auf andere Alben:
Video-Album: Wien, Pestsäule am Graben: Johann Bernhard Fischer von Erlach, 1687.

 
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