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Glaise-Horstenau, Edmund - Gleinalpe (7/25)
Glanzstoff Austria AG Glasenbach

Glas


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Glasservice von J. Hoffmann (Ausführung von Lobmeyr), 1920.




Glas: In den Gebieten, wo Quarz (als Rohstoff) und Holz (als Brennmaterial) vorhanden waren, entstanden schon seit dem 14. Jahrhundert Glashütten, zum Beispiel im Wienerwald, im Waldviertel (Altnagelberg), in Oberösterreich und in den Zentralalpen. Erzeugt wurde das so genannte "Wasserglas" von gelblich-grünlicher Färbung. Im Mittelalter unterhielten die Grundherren häufig Glasbläsereien.

Im 16. Jahrhundert erfuhr die Glaserzeugung ihren ersten Aufschwung und gewann besonders für die Wirtschaft von Niederösterreich und Tirol große Bedeutung. In der 1534 errichteten Glashütte in Hall in Tirol wurde erstmals in Mitteleuropa farbloses, dem venezianischen "Cristallinglas" gleichwertiges Glas hergestellt. Erzherzog Ferdinand II. errichtete in Innsbruck eine eigene Hofglashütte (1592 aufgelöst), in der dünnwandige Gläser im Stil der Hochrenaissance entstanden; sie waren mit Diamantrissdekor gestaltet, der durch kalte Bemalung in roten und grünen Lackfarben und durch Vergoldung noch unterstrichen wurde.

Im Merkantilismus gelangte die böhmisch-österreichische Glasfabrikation zu internationaler Geltung. Rund 70 Glas-"Handelscompagnien" in vielen Haupt- und Großstädten Europas und in Übersee handelten mit österreichischen Glaswaren.

Im Barock erfuhr die österreichische Glasmacherkunst einen neuen Aufschwung. Der neue Stil forderte dickwandige, kantige Gläser im Hoch-, seit zirka 1700 im Tiefschnittdekor. In der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden die Gläser auch mit Schwarzlot und Gold bemalt. Der 1777 in Schluckenau (Sluknov, Tschechische Republik) geborene F. Egermann übertraf mit seinem "Achatglas", seinem erstmals mattgeschliffenen "Kristallglas", dem marmorierten Glas, der Silberätzung, seinem "Perlmutter-" und "Biskuitglas" jede ausländische Konkurrenz. Er stellte auch "Rubinglas" her, ohne dazu Dukatengold zu verwenden. Erzeugnisse der Glasmacherkunst wurden damit zu einem wichtigen Exportartikel. Der Goldschmied J. Strasser begründete in Wien zur Zeit Maria Theresias eine Spezialindustrie zur Erzeugung von Kunstedelsteinen aus Glasfluss ("Strass"). Im späten 18. Jahrhundert unterlag die österreichische Glaserzeugung trotz ihrer qualitätvollen Erzeugnisse jedoch innerhalb der Monarchie der böhmischen und venezianischen Konkurrenz.

Zu den kostbarsten Erzeugnissen der Empirezeit gehören die von J. J. Mildner in Gutenbrunn im Waldviertel gefertigten charakteristischen Zwischengoldgläser. Das Biedermeier verfeinerte Geschmack und technische Herstellung; die österreichische Glasmacherkunst erfuhr ihre größte und eigenständigste Entfaltung. Wie schon das Empire forderte auch das Biedermeier hauptsächlich geschliffene, geschnittene und färbige Gläser, vor allem mit transparenter oder opaker Malerei geschmückte Trinkgläser. Zu den großen Glaskünstlern jener Zeit zählten in Wien vor allem G. S. Mohn und A. Kothgasser, der Meister der Schmelzfarbenmalerei, weiters J. Haberl in Wiener Neustadt und E. Grillwitzer in Graz.

Nach Einführung der Kohlenfeuerung siedelte sich die Glasindustrie in der Nähe von Kohlengruben an (Oberdorf-Voitsberg, Köflach unter anderem). Trotz großer Konkurrenz, insbesonders durch die Entwicklung des wesentlich billigeren Pressglases in Amerika (um 1830), nahm Österreich in der Franzisko-josephinischen Epoche auf dem Weltmarkt in der Glaserzeugung wieder eine führende Stellung ein. Die Ausfuhr von Glaswaren betrug etwa das Elffache der Einfuhr; besonders gefragt waren Hohl-, Tafel-, Spiegelglas, Glühbirnen, Lampen, Flaschen und Gablonzer Waren. L. Lobmeyr stellte die alte Verbindung von Kunst und Gewerbe wieder her und gab der Edelarbeit aus Glas die Note der typisch wienerischen Geschmackskultur ("Lobmeyrstil"). Sehr beliebt waren ab 1840 auch die von dem Glasfabrikanten J. Riedel entwickelten gelben und grünen fluoreszierenden "Urangläser". R. von Eitelbergers Reformbewegung führte zur Errichtung von Zeichen- und Modellierfachschulen für die Glasindustrie. Die Wiener Weltausstellung (1873) begründete erneut den Weltruf und die führende Stellung Österreichs in der europäischen Glasindustrie. Für die künstlerische Gestaltung war auch die Zusammenarbeit mit dem neugegründeten Wiener Kunstgewerbemuseum von großer Wichtigkeit.

Ein Sammelpunkt der bedeutendsten Glaskünstler von Österreich (unter anderem O. Prutscher, J. Hoffmann, D. Peche, K. Moser) wurde ab 1906 die Wiener Werkstätte. Während des 1. Weltkriegs schuf der Architekt O. Strnad die einfache, rechteckige Becherform mit starkem Grund und entsprechender Schliffverzierung im Boden, die von A. Loos weiterentwickelt und richtungsweisend für die internationale Glasproduktion wurde.

In der Erzeugung optischer Geräte nahm Österreich bis in das 20. Jahrhundert einen wichtigen Platz ein (besonders durch Erfindungen von S. Plößl, L. Lobmeyr, J. Petzval, P. W. F. Voigtländer und anderen). Firmen wie Swarovski in Tirol besitzen noch heute Weltruf.

Namhafte Glasindustrie besteht in Tirol, Niederösterreich, Oberösterreich, der Steiermark, Salzburg und Wien. Neben den Großbetrieben traten in den letzten Jahren kleinere Betriebe, etwa in traditionsreichen Gegenden wie dem Waldviertel, durch die Produktion von Qualitätsglas in formschönem Design hervor.



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Glaspyramide von H. Hollein.




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Glasschleifer im Waldviertel.



Literatur: I. Schlosser, Das alte Glas, 1956; W. Neuwirth, Loetz Austria 1905-1918, Ausstellungskatalog, Linz 1986; dieselbe, Glas 1950-1960, Ausstellungskatalog, Salzburg 1987; dieselbe, Vom Biedermeier zum Art Déco, 1993.


Verweise auf andere Alben:
Video-Album: Museum für angewandte Kunst: Weingläser, Wien.

 
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