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Thauren, Johannes - Theresiana (15/25)
Theater im Keller Theater in der Leopoldstadt

Theater in der Josefstadt


Theater in der Josefstadt, Privattheater in Wien 8, nach dem Burgtheater die älteste Sprechbühne Wiens. 1788 als kleinstes der 3 Vorstadttheater (neben Theater an der Wien und Leopoldstädter Theater) erbaut, von dem Schauspieler K. Mayer gegründet und bis 1812 geleitet; 1791 umfassendes kaiserliches Privileg für Aufführungen aller Gattungen musikalischen und dramatischen Theaters einschließlich Ballett und Pantomime. 1814 gab hier F. Raimund sein Wien-Debüt als Franz Moor in Schillers "Räubern". 1822 wurde das Gebäude abgerissen, neu errichtet (Fassade von J. Kornhäusel) und mit der Ouvertüre "Zur Weihe des Hauses", komponiert und dirigiert von L. van Beethoven, wieder eröffnet. Unter den Direktoren K. F. Hensler, dessen Tochter J. von Scheidlin, C. Carl und vor allem J. A. Stöger wurden hauptsächlich Opern gespielt. 1834 kam F. Raimunds "Verschwender" mit dem Dichter in der Rolle des Valentin (Bühnenmusik von K. Kreutzer, der 1833-40 Kapellmeister des Theaters war) zur Uraufführung. Unter Direktor F. Pokorny (1837-48) verlagerte sich der Schwerpunkt von der Oper auf das Sprechstück (1839 erstmals Tantiemen für die Bühnenautoren). Nach wechselnden Besitzverhältnissen versuchte man im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, das Theater als Volkstheater zu führen (Volksstücke, Lokalpossen mit Gesang). Unter Direktor J. Jarno (1899-1923) wurden französische und ungarische Schwänke, Boulevardkomödien, aber auch "literarische Abende" mit anspruchsvollen zeitgenössischen Dramen geboten (unter anderem A. Strindberg, F. Wedekind, A. Schnitzler, K. Schönherr, G. B. Shaw, A. Tschechow, M. Maeterlinck), weiters Gastspiele berühmter Schauspieler (unter anderem A. Girardi, L. Konstantin, I. Roland, R. Tyrolt). 1924 wurde das Theater nach weitreichendem Umbau unter der Leitung von M. Reinhardt wieder eröffnet und mit führenden Schauspielern des deutschen Sprachraums (unter anderen P. Hartmann, F. Kortner, W. Krauß, Hugo Thimig, Hermann Thimig, Helene Thimig-Reinhardt und Hans Thimig) zu Weltruhm gebracht. 1925 wurden die Kammerspiele zur Filialbühne der Josefstadt (mit Unterbrechung bis heute); 1926 überließ Reinhardt die Direktion zuerst Emil Geyer, ab 1933 O. L. Preminger; 1935 übernahm E. Lothar mit seinem "Spielplan der Dichtung" das Theater. 1938-45 sorgte der ehemalige Regieassistent Reinhardts, Heinz Hilpert, für Kontinuität (klassische Dramen; Engagement von V. Degischer, A. Hörbiger, P. Wessely); 1945-53 war R. Steinboeck Direktor (vor allem ausländische zeitgenössische Dramen). 1946-50 bespielte das Josefstädter Ensemble als Studiobühne das "Kleine Haus" in der Liliengasse in Wien 1 (heute "Theater im Zentrum"). Ab 1949 kamen neuerlich die Kammerspiele als Boulevardbühne hinzu (1951-53 auch das Bürgertheater); 1951-77 erweiterte Direktor F. Stoß (1953-58 und 1972-77 gemeinsam mit E. Haeusserman, der sich zu den Reinhardtschen Maximen eines Schauspielertheaters bekannte) das Ensemble (unter anderem F. Imhoff, S. Nicoletti, E. Ott) und gestaltete den Spielplan vor allem mit Weltliteratur, Nestroy- und Schnitzler-Stücken. 1952 wurden Abonnements eingeführt; 1954 wurde die "Theater in der Josefstadt Betriebsges. m. b. H." gegründet, 1955 erwarben österreichische Banken das Theater; 1957 wurde das "Kleine Theater im Konzerthaus" als Studiobühne für experimentelles Theater eingerichtet und 1977 D. Haspel überlassen; 1977-84 war E. Haeusserman alleiniger Direktor (Schnitzler- und Horváth-Pflege, Engagement unter anderem von K. M. Brandauer, C. Jürgens, B. Wicki); Boulevardstücke wurden ausschließlich in den Kammerspielen gespielt. Nach dem Tod B. Goberts, des designierten Nachfolgers von Haeusserman als Direktor provisorische Leitung durch den bisher geschäftsführenden Direktor Heinrich Kraus; 1988 übernahmen O. Schenk und R. Jungbluth die Direktion (klassische österreichische Literatur: J. Nestroy, F. Raimund, A. Schnitzler, aber auch zeitgenössische Dramatik). 1987 waren alle 1977 projektierten Ausbau- und Sanierungsarbeiten abgeschlossen; eine neue große Probebühne, das ehemalige Kino im "Rabenhof" in Wien 3, kam als 3. Spielstätte für zeitbezogenes, kritisches Theater hinzu. 1997 übernahm H. Lohner die Nachfolge Schenks, und 1999 wurde Alexander Götz Nachfolger von R. Jungbluth als kaufmännischer Geschäftsführer.


Literatur: A. Bauer, Das Theater in der Josefstadt zu Wien, 1957; B. R. Schimscha, Das Josefstädtertheater als Opernbühne, Dissertation, Wien 1965; F. Klingenbeck (Hg.), Max Reinhardts Theater in der Josefstadt. Eines der schönsten Theater der Welt, 1972; A. Bauer und G. Kropatschek, 200 Jahre Theater in der Josefstadt 1788-1988, 1988.


 
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