TU Graz

Hinweis:

Das ist ein alter - nicht mehr gewarteter - Artikel des AEIOU.

Im Austria-Forum finden Sie eine aktuelle Version dieses Artikels im neuen AEIOU.

https://austria-forum.org Impressum

bm:bwk
Österreich Lexikon
Österreich Lexikon
home österreich-alben suchen annotieren english
A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z


Nation - Natterer, Josef (17/25)
Nationalratspräsident Nationalsozialistengesetz

Nationalsozialismus


Nationalsozialismus: Am 14. 11. 1904 wurde in Aussig (Ústí nad Labem, Tschechische Republik) eine "Deutsche Arbeiterpartei" gegründet, die 1911 3 Mandate errang und sich im Mai 1918 DNSAP (Deutsche Nationalsozialistische Arbeiterpartei) nannte; der Begriff "sozialistisch" sollte zur bürgerlichen deutschnationalen Bewegung abgrenzen. Der österreichische Flügel unter W. Riehl erhielt 1919 nur 23.431 Stimmen, in Salzburg aber 2 Mandate im Landtag. Ab 1920 führte sie das Hakenkreuz als Zeichen und nahm Kontakte zur Münchner Partei auf, 1920 und 1922 war A. Hitler bei Tagungen und zu Vorträgen in Österreich. Die österreichische DNSAP spaltete sich 1924 in den "Deutschsozialen Verein" W. Riehls und die "Schulzgruppe" unter Leitung des Postbeamten K. Schulz, die einander befehdeten. Am 4. 5. 1926 wurde in Wien von R. Suchenwirth die NSDAP (Hitlerbewegung) neu gegründet, die sich völlig der Partei in Deutschland unterordnete, nach dortigem Vorbild eine Landesleitung, 1927 in jedem Bundesland einen Gauleiter bestellte und 1931-34 in T. Habicht einen deutschen "Gauinspektor" hatte. Bei den Nationalratswahlen 1930 errang sie nur 111.843 Stimmen und kein Mandat. Die Partei baute aber ihre Organisation und die Wehrformationen (Sturmabteilungen = SA, Schutzstaffeln = SS) auf und konnte 1932 bei Landtags- und Gemeinderatswahlen in Wien, Niederösterreich und Salzburg große Erfolge erzielen (Wien 15 Mandate, Niederösterreich 8, Salzburg 6). Nach einem Attentat auf Mitglieder der Hilfspolizei wurde die NSDAP am 19. 6. 1933 verboten, ging in die Illegalität und versuchte, durch verstärkten Terror (Sprengstoffanschläge im Jänner, Mai und Juni 1934) Österreich zu destabilisieren. Der Juliputsch vom 25. 7. 1934 mit der Ermordung von Bundeskanzler E. Dollfuß löste in Teilen Österreichs, besonders in Kärnten, in der Steiermark und in Salzburg, Kämpfe aus. Aus geflüchteten Nationalsozialisten wurde in Deutschland die Österreichische Legion gebildet.

Der außenpolitische Druck Deutschlands, der mit der 1000-Mark-Sperre am 27. 5. 1933 einsetzte, wurde ab 1935 durch den Gesandten F. von Papen gemildert, doch war die illegale NSDAP weiterhin der stärkste Gegner des Ständestaats. Im Juliabkommen 1936 sicherte Deutschland zwar die künftige Nichteinmischung zu, doch gewann die NSDAP vor allem bei der vielfach arbeitslosen Jugend, bei Akademikern und Lehrern, im Bundesheer und in der Beamtenschaft, in der Wirtschaft, aber auch bei Arbeitern und Bauern zunehmend Anhänger. Ab Juli 1936 weitgehend legalisiert, wurde mit Wissen der Regierung ein Siebenerausschuss und im Generalsekretariat der Vaterländischen Front ein Volkspolitisches Referat eingerichtet. In der NSDAP wurde aber die Führungsgruppe ausgewechselt, der bisherige Landesleiter und Gauleiter J. Leopold abgelöst. Im März 1938 spielte neben einer aus Kärnten stammenden Gruppe (H. Klausner, F. Rainer, O. Globocnik) der aus Kreisen der "Betont-Nationalen" kommende A. Seyß-Inquart die wichtigste Rolle, während E. Kaltenbrunner, seit 1937 Chef der österreichischen SS, die harte Linie verfocht. Die Partei wurde nun zunehmend von Personen aus Deutschland gesteuert (Göring-Berater W. Keppler), während die regionalen Führer in Österreich ins Hintertreffen gerieten. Diese erzwangen aber am 11. 3. 1938 durch mächtige Demonstrationen die Machtergreifung in allen größeren Städten (Österreich 1938-1945).

Gauleiter J. Bürckel gestaltete die weitere Entwicklung der NSDAP, die noch vor der staatlichen Angleichung nach deutschem Vorbild organisiert wurde (Gau- und Kreisleiter bis zu lokalen Kleinorganisationen, Hitlerjugend usw.). Die NSDAP suchte alle gesellschaftlichen Bereiche durch Verbände zu durchdringen (NSV, Kraft durch Freude, Deutsche Arbeitsfront, Studentenbund, NSKK, Volkskultur). Straff durchorganisierte Großveranstaltungen wurden üblich.

Die Mitgliederzahl der NSDAP stieg rasch an, da mit der Mitgliedschaft Vorteile und Privilegien verbunden waren. Als ehemalige Illegale wurden rund 38.000 Personen anerkannt (besonders in Kärnten und in der Steiermark), im November 1938 zahlten 127.056, im Februar 1942 688.478 Personen (davon 159.927 im militärischen Bereich) Mitgliedsbeiträge, 1947 wurden 541.723 ehemalige Parteimitglieder registriert, davon galten 43.468 als SS-Angehörige oder Parteimitglieder mit hohem Rang, über 100.000 Personen waren Mitglieder der verbotenen NSDAP. Der Rückgang ist durch Kriegsgefallene und verspätete Heimkehrer zu erklären. Die NSDAP setzte sich besonders aus Angehörigen des Mittelstands zusammen, ein erheblicher Teil arbeitete in der Verwaltung oder in freien Berufen, Arbeiter und Bauern waren eher schwach vertreten. Der Nationalsozialismus war eine vorwiegend von Männern getragene Bewegung, nur 15 % der Parteimitglieder waren Frauen. Mit den Familienangehörigen der Mitglieder umfasste sie jedoch ein Viertel der Bevölkerung.

Nach der Niederlage Deutschlands im Zweiten Weltkrieg wurde die NSDAP am 8. 5. 1945 durch Verfassungsgesetz (völkerrechtlich durch Artikel 10 des Staatsvertrags vom 15. 5. 1955) verboten, und die Mitglieder wurden unter Sondergesetze gestellt, 1945 verloren sie auch das Stimmrecht. Das Nationalsozialistengesetz (Entnazifizierung) von 1946 (1993 novelliert) regelte die weitere Behandlung, die Wiederbetätigung wurde unter Strafe gestellt.


Literatur: G. Rühle, Das Großdeutsche Reich. Die österreichischen Kampfjahre, 1940; R. Luža, Österreich und die großdeutsche Idee in der NS-Zeit, 1975; S. Meissl, K-D. Mulley und O. Rathkolb, Verdrängte Schuld, verfehlte Sühne. Entnazifizierung in Österreich 1945-55, 1986; E. Tálos und E. Hanisch, NS-Herrschaft in Österreich 1938-45, 1988; B. F. Pauley, Der Weg in den Nationalsozialismus. Ursprünge und Entwicklung in Österreich, 1988; F. Schausberger, Ins Parlament, um es zu zerstören. Die Nationalsozialisten in den österreichischen Landtagen 1932/33, 1995.


Verweise auf andere Alben:
Video-Album: Hitler in Graz, April 1938.,
Adolf Hitler am Heldenplatz, 2. April 1938.,
Ernst Kaltenbrunner in Parade vor dem Burgtheater, 29.1.1939.,
Nürnberger Prozesse: Arthur Seyß-Inquart und Baldur von Schirach bei der Einvernahme, 1946.,
Nürnberger Prozesse: Schlußstatement von Arthur Seyß-Inquart, 1946.,
Briefmarken-Album: Finis Austriae - 11. März 1938

 
Hinweise zum Lexikon Abkürzungen im Lexikon
 
© Copyright Österreich-Lexikon

 

Suche nach hierher verweisenden Seiten
 
hilfe projekt aeiou des bm:bwk copyrights mail an die redaktion