Johann
Nestroy, Freiheit in Krähwinkel, 1849 KRÄHWINKLER
BÜRGER, darunter NACHTWÄCHTER, PEMPERL und SCHABENFELLNER (sitzen an
einem großen Tisch und trinken) CHOR:
Was recht is, is recht, doch was z'viel is, is z'viel, Der Chef unserer Stadt
tut mit uns, was er will! D' ganze Welt tut an Freiheit sich lab'n, Nur wir Krähwinkler
soll'n keine hab'n. Die Krähwinkler, Mordsapprament,
Sind eb'nfalls ein deutsch's Element, Drum
lass'n wir jetzt nimrner nach, Freiheit muss sein! Wir erringen s', und sperren
s' uns auch lebenslänglich ein. NACHTWÄCHTER:
Anders muss's werd'n und anders wird's werd'n, die Zeiten der Finsternis sind
einmal vorbei. PEMPERL: Wenn die Finsternis
abkommt, können d' Nachtwachter alle verhungern. NACHTWACHTER:
Hör' auf, Klampferer, mit deine blechernen G'spaß! Wir sitzen hier
versammelt als Kein der Krähwinkler Bürgerschaft, und da kann nur von
Geistesfinsternis die Red' sein. SCHABENFELLNER:
Mir wär' die Freiheit schon recht, wenn ich nur wusst', ob dann die hiesige
Nationalgard' Grenadierrnützen kriegt. NACHTWÄCHTER:
Sie sind viel mehr Kürschner als Mensch. PEMPERL:
Durch die Freiheit kommt auch 's Fuchsschwanzen ab, is wieder ein Schaden für
die Kürschner. NACHTWÄCHTER:
Von einem Menschen, der seine War' aus Russland bezieht, kann man nichts Liberales
erwarten. PEMPERL: Still, ich glaub'
- richtig, 's kommt einer vom Amt. |