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Mostviertel - Mühllacken (11/25)
Mozart, Maria Anna "Nannerl" Mozarteum

Mozart, Wolfgang Amadeus


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Wolfgang Amadeus Mozart. Gemälde von B. Krafft (Gesellschaft der Musikfreunde in Wien).




Mozart, Wolfgang Amadeus, * 27. 1. 1756 Salzburg, † 5. 12. 1791 Wien, Komponist, mit J. Haydn und L. van Beethoven Hauptvertreter der Wiener Klassik. Von seinem Vater Leopold Mozart zirka ab dem 4. Lebensjahr unterrichtet (vorerst in Musik, später auch in anderen Fächern), trat Mozart mit seiner Schwester Maria Anna Mozart als "Wunderkind" auf (erstmals 1761 in Salzburg). Die erste Konzertreise des jungen Mozart führte im Jänner 1762 nach München, eine weitere von September bis Dezember 1762 über Passau und Linz nach Wien (mit Auftritt in Pressburg); dabei ereignete sich die berühmte Anekdote mit dem Spiel vor Maria Theresia. Ab Juni 1763 konzertierte Mozart in Paris und London, zahlreiche Konzerte gab er dabei auch vor deutschen Fürsten. Eine weitere Parisreise fand von November bis April 1764 statt, von April bis August 1765 hielt man sich wieder in London auf. Für Mozart ergaben sich dabei viele Kontakte zu zeitgenössischen Musikern, der stärkste kompositorische Einfluss ging darunter von J. C. Bach in London aus. In Paris erschienen die ersten Mozart-Werke in Druck (Sonaten); der besondere Erfolg der Parisreise konnte bei weiteren Tourneen nicht wiederholt werden.

Mozart hatte bereits auf der letzten Konzertreise seine kompositorischen Tätigkeiten intensiviert und versuchte nun, auch im Salzburger Musikleben Fuß zu fassen: er komponierte "Apollo und Hyacinthus" für die Universität und den 1. Akt des Oratoriums "Die Schuldigkeit des ersten Gebots". Während des 2. langen Wien-Aufenthalts (September 1767 bis Jänner 1769) dirigierte Mozart zwar erfolgreich seine "Waisenhausmesse" und führte "Bastien und Bastienne" im Haus des Modearztes F. A. Mesmer auf, der Erfolg bei Hof blieb aber aus. Auch die Opera buffa "La finta semplice" wurde, obwohl von C. W. Gluck protegiert, nicht für den Hof angenommen ("La finta semplice" wurde 1769 in Salzburg aufgeführt).

Nach fast einjährigem Salzburgaufenthalt brachen Vater und Sohn Mozart (Letzterer seit Oktober 1769 Konzertmeister der erzbischöflichen Kapelle in Salzburg) Ende 1769 nach Italien auf. Dies war keine Wunderkindtournee mehr, sondern entsprach den damaligen Usancen einer Konzertreise: Es wurden Konzerte in jeder größeren Stadt und auf Einladung von Adeligen gegeben, in der Hoffnung, lukrative Kompositionsaufträge zu bekommen. Mozart traf N. Piccini, G. B. Sammartini, Padre G. B. Martini (bei welchem er auf der Rückreise die berühmte Prüfung ablegte) und die Kastraten C. Farinelli und G. Manzuoli. In Rom wurde Mozart in den Orden zum Goldenen Sporn im Rang eines Ritters aufgenommen (Gluck und C. Ditters von Dittersdorf erhielten ebenfalls diesen Orden, jedoch einen Rang niedriger). Im Oktober 1770 wurde mit großem Erfolg die Oper "Mitridate, Rè di Ponto" in Mailand aufgeführt (21 Wiederholungen), im März 1771 endete die 1. Italienreise. Mozart konnte einige Kompositionsaufträge (für Padua, Mailand und Venedig) erwirken und bereitete weitere Reisen vor. Knapp 5 Monate später reiste er wieder von Salzburg nach Italien, wo er bis Dezember 1771 blieb. Das Oratorium "La betulia liberata" (für Padua) und die Serenata "Ascanio in Alba" (für Mailand) entstanden in dieser Zeit. Eine 3. Reise nach Italien folgte von Oktober 1772 bis März 1773, dabei wurde "Lucio Silla" in Mailand aufgeführt.

Kurz nach Rückkehr von der 2. Italienreise starb der Fürsterzbischof von Salzburg, Sigismund von Schrattenbach; der neue Brotherr der Familie Mozart, Hieronymus Graf Colloredo, für dessen Inthronisation Mozart "Il sogno di Scipione" komponierte, war kein barocker Fürst wie Schrattenbach, sondern ein Vertreter der Aufklärung, der eher den josephinischen Reformideen zugeneigt war.

Während des folgenden Salzburgaufenthalts nur durch Reisen nach Wien und München unterbrochen, entwickelte Mozart seine Kompositionstechnik weiter, wobei ein Zusammentreffen mit J. Haydn in Wien und die Beschäftigung mit der beginnenden Wiener Klassik von großer Bedeutung waren. Neben den durch seine Anstellung an einem geistlichen Hof bedingten Kirchenmusikkompositionen erlangte die Instrumentalmusik immer größere Bedeutung (Symphonien, Konzerte, Serenaden).

Die Reise nach Paris (September 1777 bis Jänner 1779), die letzte der großen Konzertreisen, wurde nicht nur vom Tod der Mutter am 3. 7. 1778 überschattet, sondern brachte auch nicht den gewünschten künstlerischen Erfolg und die erwartete Anstellung. Stattdessen verlor Mozart nach dem (ersten) Zerwürfnis mit dem Salzburger Erzbischof seine Stelle. Zwar konnte der Vater eine Wiederanstellung am Salzburger Hof erreichen, doch war der spätere Eklat bereits abzusehen, da Mozart nicht gewillt war, sich dem Dienstreglement zu unterwerfen. Knapp vor dem Weggang nach Wien entstand noch für München "Idomeneo" (1780-81). Ab März 1781 hielt sich Mozart in Wien auf, wo sich der Konflikt mit dem Erzbischof zuspitzte, bis es Anfang Juni zur Entlassung kam.

Der Beginn in Wien war viel versprechend: Wien sei der beste Platz für sein Metier und Schüler könne er hier haben, so viele er wolle, schrieb Mozart an seinen Vater. Er verfiel in eine fast manische Arbeitswut (fast die Hälfte des Gesamtwerks entstand in den 10 Wiener Jahren) und stand bald als Konzertveranstalter und als Mitwirkender bei Privatakademien, als Dirigent, Pianist und Komponist in hohem Ansehen. Ein wichtiger Schritt zur Etablierung in den einflussreichen Hofkreisen war das erfolgreiche Debüt mit "Die Entführung aus dem Serail" im Juli 1782. Im selben Jahr heiratete Mozart Konstanze Weber, die jüngere Schwester seiner Jugendliebe Aloysia, was das spätestens seit dem Bruch mit dem Salzburger Erzbischof getrübte Verhältnis zum Vater nicht besserte. Bis 1785 komponierte Mozart vor allem Klavier- und Kammermusik (zum Beispiel die 6 J. Haydn gewidmeten Streichquartette); besonders seine Klavierkonzerte erfreuten sich in Wien großer Beliebtheit.

Durch die Zusammenarbeit mit Lorenzo Da Ponte ab zirka 1784/85 verschob sich das Schwergewicht der kompositorischen Arbeit zugunsten der dramatischen Gattungen: 1785/86 entstand die Oper "Le Nozze di Figaro", 1787 "Don Giovanni", beide auch in Prag mit großem Erfolg aufgeführt. Die Anstellung als kaiserlicher Kammermusikus im November 1787 brachte Mozart künstlerische wie gesellschaftliche Anerkennung und ein regelmäßiges Einkommen. Zur Zeit der ersten beiden Da-Ponte-Opern entstanden auch die letzten Symphonien (unter ihnen die "Jupiter"-Symphonie), zahlreiche Klavierwerke (vor allem Sonaten) und Kammermusik, darunter "Eine kleine Nachtmusik" und der "Musikalische Spaß".

Auch die letzten 3 Lebensjahre (1789-91) waren für Mozart künstlerisch und finanziell erfolgreich. Dass seine Schulden dennoch rapide wuchsen, ist seiner Verschwendungssucht und der kommerziellen Unfähigkeit seiner Frau anzurechnen, allerdings fielen Konstanzes Kuren in Baden ab 1789 im Verhältnis zum Gesamtaufwand kaum ins Gewicht. Nach einer Reise durch Deutschland als Begleiter des Prinzen Lichnowsky entstand die letzte der 3 Da-Ponte-Opern, "Così fan tutte". Mit dem ehrenvollen Auftrag, die Festoper anlässlich der Prager Krönung Leopolds II. zu komponieren, versuchte Mozart, die barocke Tradition der Festoper mit den zeitgenössischen Strömungen zu verbinden, ein Versuch, der vor allem vom Hof als missglückt betrachtet wurde. Die zur gleichen Zeit wie "Titus" uraufgeführte "Zauberflöte" war hingegen ein großer Erfolg.

Mozart kränkelte bereits ab Spätsommer 1791, doch erst Anfang Dezember trat jene dramatische Verschlechterung ein, die binnen weniger Tage zu seinem Tod führte. Das Requiem, ein Auftragswerk des Grafen F. Walsegg-Stuppach, konnte Mozart nicht mehr vollenden. Es wurde im Auftrag Konstanzes von J. L. von Eybler bzw. F. X. Süßmayer vollendet, wobei sich die Fassung des Letzteren durchgesetzt hat.

Mozart hinterließ 2 Kinder: Karl (1784-1858), der das Salzburger Mozarteum zu seinem Universalerben bestimmte, und Wolfgang (1791-1844), Komponist, Pianist und Kapellmeister. Mozart wurde, den josephinischen Verordnungen entsprechend, in einem Schachtgrab am St. Marxer Friedhof beigesetzt. Sein Grab konnte nur ungefähr lokalisiert werden, und der Grabstein im Ehrengräberhain des Wiener Zentralfriedhofs deckt nur ein Scheingrab.

Bereits in frühester Kindheit zeigte Mozart hohe musikalische Begabung, die vom Vater, einem der besten Musikpädagogen der Zeit, geschickt gefördert wurde. Besonders die Reisen brachten wichtige Impulse für das kompositorische Schaffen und die Entwicklung seines Personalstils. Das Erlernen "handwerklicher" Techniken wurde offensichtlich wenig berücksichtigt - Mozart hatte zeitlebens Probleme mit der Kontrapunktik. Erst in der Wiener Zeit und unter dem Einfluss J. Haydns und G. van Swietens holte Mozart (auch durch die Beschäftigung mit den Oratorien G. F. Händels) die Versäumnisse der Jugendzeit nach. Wie bei den meisten seiner Zeitgenossen entstanden seine Werke in kürzester Zeit. Dass er diese jedoch ohne Skizzen "aus dem Kopf" niedergeschrieben habe, widerlegten jüngste Forschungen.

Ähnlich wie beim Werk J. Haydns wird über die Jahre hin der Wandel der musikalischen Stile (galanter und empfindsamer Stil, Vorklassik, Wiener Klassik) und die Vermischung italienischer, französischer und bodenständiger Elemente spürbar.

Die Forschungen über sein musikalisches Umfeld haben das Mozart-Bild zurechtgerückt und den Mythos vergangener Jahrhunderte korrigiert. Urheber dieses Mythos ist in erster Linie Konstanze Mozart und deren zweiter Mann, G. Nissen, die ein Idealbild des Komponisten entwarfen, das bis weit in das 20. Jahrhundert fast unangetastet blieb. - Denkmäler in Salzburg (1842), Wien (1896, von V. Tilgner hinter der Oper errichtet, seit 1955 im Burggarten) und Graz (Stadtpark, 1936). Mozart-Brunnen ("Zauberflöten-Brunnen", 1905) in Wien 4.


Werke: 20 dramatische Werke (Singspiele, Opern usw.); zirka 60 Symphonien; Divertimenti, Serenaden, Tänze und Märsche für Orchester; 25 Klavier- und 6 Violinkonzerte, je 1 Konzert für Klarinette und für Fagott, 4 Konzerte für Horn; zahlreiche Klavier- und Violinsonaten; Kammermusik in verschiedener Besetzung, unter anderem 23 Streichquartette, 6 Streichquintette, Klaviertrios, je 1 Bläser- und Klarinettenquartett, Divertimenti in Kammermusikbesetzung; Konzertarien und Lieder; 16 Messen, ferner Litaneien, Motetten und andere Kirchenmusik, Requiem (unvollendet); 4 Kantaten, 9 Kanons. - Werkausgaben und Dokumentationen: L. R. von Köchel, Chronologisch-thematisches Verzeichnis sämtlicher Tonwerke ("Köchel-Verzeichnis" = KV), 1862 (Neuausgaben: 1905, 1937, 1958, 1963, 1964, 1965); Neue Gesamtausgabe ("Neue Mozart-Ausgabe"), geleitet von E. F. Schmid, 1956-1991 (enthält neben den Notenausgaben auch Dokumente, Briefe und Ikonographie); Mozarts Persönlichkeit, Urteile der Zeitgenossen, herausgegeben 1914; L. Schiedermeier, Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie, 1914; derselbe, W. A. Mozarts Handschrift ..., 1919; Konstanze Mozart, Briefe, Aufzeichnungen, Dokumente, 1782-1842, herausgegeben 1922; Die Briefe W. A. Mozarts, 2 Bände und 3 Mappen, 1942; Mozarts Briefwechsel und Aufzeichnungen, 2 Bände, 1949.

Literatur: F. X. Niemetschek, Leben des k. k. Kapellmeisters W. Gottlieb Mozart, 1798; G. N. Nissen, Biographie W. A. Mozarts, 1828; O. Jahn, W. A. Mozart, 1856-59, in Bearbeitung von H. Abert, 61923/24; E. Schenk, W. A. Mozart, 1955; O. E. Deutsch, Mozart. Die Dokumente seines Lebens, 1961; O. Schneider und A. Algatzy (Hg.), Mozart-Handbuch, 1962; W. Hildesheimer, Mozart, 1977; S. Kunze, Mozarts Opern, 1984; G. Gruber, Mozart und die Nachwelt, 1985; K. G. Fellerer, Die Kirchenmusik W. A. Mozarts, 1986; G. Gruber, Mozart verstehen, 1990; W. Gersthofer, Die frühen Sinfonien W. A. Mozarts, 1991; G. Knepler, W. A. Mozart, 1991; Zaubertöne, Mozart in Wien, Ausstellungskatalog, Historisches Museum der Stadt Wien, 1991; R. Angermüller (Hg.), In diesen heil´gen Hallen, Ausstellungskatalog, Salzburg 1991; H. Zeman (Hg.), Wege zu Mozart, W. A. Mozart in Wien und Prag - Die großen Opern, 1993; G. Gruber, W. A. Mozart. Leben und Werk in Texten und Bildern, 1995; S. Kunze, Mozarts Opern, 21996; H. E. Jacob und E. Distler, Mozart, 1998.


Verweise auf andere Alben:
Musikgeschichte: Wolfgang Amadeus Mozart: Don Giovanni
Musik-Kolleg: Wolfgang Amadeus Mozart

 
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