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Elsbethen - Enderlen, Eugen (15/25)
Emco Maier Ges. m. b. H. Emission

Emigranten


Emigranten, von lateinisch "emigrare" = auswandern. Heute begrifflich zumeist auf jene Personen eingeschränkt, die ihre Heimat aus politischen, religiösen oder nationalen bzw. rassischen Gründen verlassen mussten oder müssen. Größere Ausmaße nahm (nach den Judenvertreibungen unter Albrecht V. und Maximilian I. aus den österreichischen Ländern) die Emigration von Protestanten (Exulanten) im Zuge der Gegenreformation an, ihre Zahl soll mehr als 100.000 betragen haben. Noch 1731 erfolgte die Ausweisung von etwa 22.000 Protestanten aus dem Pongau und Pinzgau (meist nach Ostpreußen). Rund 1200 Protestanten aus Oberösterreich (Salzkammergut) wurden unter Maria Theresia nach Siebenbürgen und ins Banat verschickt ("Landler"). Die Niederschlagung der Revolution von 1848 zwang viele der Führer ebenfalls in die Emigration (H. Kudlich, J. Goldmark, A. Füster, E. von Violand und andere). Nach dem Februaraufstand 1934 verließen viele Schutzbündler Österreich, nicht wenige gingen in die Sowjetunion.

Der Hauptstrom von Emigranten aus Österreich erfolgte 1938/39 als Folge des Anschlusses an Hitler-Deutschland. In erster Linie mussten nach den Nürnberger Gesetzen von 1935 "deklarierte Juden" Österreich verlassen (rund 2 Drittel - zirka 136.000 - der jüdischen Bevölkerung Österreichs), aber auch politische und weltanschauliche Gegner des Nationalsozialismus. Österreichische Emigranten waren praktisch über die ganze Erde zerstreut (bis China), mit Schwerpunkten in der Schweiz, in Frankreich, in Großbritannien, in den USA und in Südamerika. Aufgrund der unterschiedlichen politischen und nationalen Anschauungen (Sozialdemokraten waren zumeist gegen das Konzept einer Wiedererrichtung des österreichischen Staates) gelang keine gemeinsame politische Organisation, trotz Bildung des "Free Austrian Movement" (1941) in England (38 Gruppen mit rund 7000 Mitgliedern) und des "Austrian National Committee" in den USA. Eigene militärische Einheiten entstanden nur im Rahmen der jugoslawischen Partisanenarmee; von den Amerikanern wurden sie nicht gestattet. Unter den Emigranten befanden sich fast alle bedeutenden österreichischen Schriftsteller, Künstler, Wissenschaftler (fast alle Nobelpreisträger) und Intellektuellen. Nach 1945 hat sich die Republik Österreich nicht besonders um die Rückkehr der Emigranten bemüht, so dass der enorme Aderlass an geistigem und kulturellem Kapital bis heute nachwirkt.


Literatur: E. Zöllner (Hg.), Wellen der Verfolgung in der österreichischen Geschichte, 1986; F. Goldner, Die österreichischen Emigranten, 1977; H. Maimann, Österreicher im Exil 1934-45, 1977; E. Schwager, Die österreichischen Emigranten in Frankreich 1938-45, 1984; F. Stadler (Hg.), Vertriebene Vernunft. Emigration und Exil österreichischer Wissenschaft 1930-45, 2 Bände, 1987/88.


 
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