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Ankogelgruppe - Antonicek, Theophil (13/25)
Anras Anschütz, Auguste

Anschluss


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Anschluß: Aufhebung der Grenzschranken am 12. März 1938. Foto.




Anschluss, geläufiger Begriff für die Bestrebungen zur Vereinigung Österreichs mit Deutschland und für die tatsächliche Annexion Österreichs im März 1938. Grundlagen der Anschlussbewegung waren die jahrhundertelange Verbindung innerhalb des Heiligen Römischen Reichs, das fälschlich als deutscher Nationalstaat interpretiert wurde, die Stellung der Habsburger als Römische Kaiser bis zur Niederlegung der Kaiserkrone 1806 und der Vorsitz Österreichs im 1815 gegründeten Deutschen Bund. Der wachsende Gegensatz zu Preußen (Deutschland - Österreich) in der Frage der Vorherrschaft führte in der Frankfurter Nationalversammlung 1848/49 zur Auseinandersetzung zwischen "Großdeutschen", die eine Aufnahme des Kaisertums Österreich unter Einschluss der slawischen Gebiete in den geplanten Nationalstaat anstrebten, und "Kleindeutschen", die eine Einigung Deutschlands unter preußischer Führung ohne Österreich wollten. Mit der österreichischen Niederlage im preußisch-österreichischen Krieg 1866 und der Gründung des Deutschen Reichs 1871 war der Ausschluss Österreichs aus der deutschen Einigungsbewegung entschieden.

In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts bildeten sich in Österreich alldeutsche Gruppen und Parteien (vor allem unter G. von Schönerer), die eine Auflösung der österreichisch-ungarischen Monarchie und eine Angliederung der deutschsprachigen Gebiete Österreich-Ungarns an das Deutsche Reich forderten. Politische Bedeutung erhielt die Anschlussbewegung mit der Auflösung der österreichisch-ungarischen Monarchie und der Schaffung von Nachfolgestaaten 1918, da nur wenig Glaube an die Lebensfähigkeit von Restösterreich vorhanden war. Die Nationalversammlung von Deutsch-Österreich erklärte am 12. 11. 1918 Österreich als Bestandteil der Deutschen Republik. Unter maßgeblicher Beteiligung O. Bauers erfolgte am 12. 3. 1919 neuerlich eine Anschlusserklärung. Im Artikel 88 des Staatsvertrags von Saint-Germain wurde das Verbot des Anschlusses ohne Zustimmung des Völkerbundrats festgelegt. Anschlussabstimmungen fanden im April 1921 in Tirol (145.302 für, 1805 gegen) und im Mai 1921 in Salzburg (98.546 für, 877 gegen) mit finanzieller Unterstützung aus Deutschland statt, weitere wurden auf internationalen Druck eingestellt. 1922 verzichtete Österreich im Genfer Protokoll auf den Anschluss. Wirtschafts-, innen- und kulturpolitisch spielte die Anschlussbewegung jedoch in Österreich weiter eine große Rolle; Großdeutsche und Sozialdemokraten traten ebenso dafür ein wie Teile der Christlichsozialen, außerdem bildeten sich zahlreiche private, meist von Deutschland finanzierte Anschlussvereinigungen (etwa der "Österreichisch-deutsche Volksbund", die "Österreichisch-deutsche Arbeitsgemeinschaft", der "Deutsche Klub" oder die "Deutsche Gemeinschaft"). Die österreichische Politik folgte in dieser Zeit einer klaren Angleichungsstrategie. Die am 19. 3. 1931 vereinbarte Zollunion zwischen Deutschland und Österreich wurde vom Internationalen Gerichtshof im Haag untersagt. Im Juli 1932 verzichtete Österreich im Protokoll von Lausanne neuerlich auf den Anschluss.

Mit der Machtübernahme Hitlers in Deutschland 1933 wurden die Anschlussbestrebungen von deutscher Seite forciert, beruhten jedoch größtenteils auf alten Konzepten des Wilhelminischen Imperialismus und der Weimarer Republik. Mit Wirtschaftsboykott, Terror und außenpolitischem Druck gegen die Regierung Dollfuß sollte eine deutschfreundliche Politik erzwungen werden. Träger des Anschlussgedankens wurde in Österreich die NSDAP, in der allmählich das gesamte nationale Lager aufging, während die Sozialdemokraten und die Christlichsozialen die Anschlussforderung aufgaben. Durch das Verbot der NSDAP in Österreich und die Ermordung Dollfuß´ im Juli 1934 mit starker deutscher Beteiligung kam es zu einem Stillstand der Anschlussbemühungen. Das Juliabkommen 1936 zwischen Deutschland und Österreich und die Politik des "deutschen Weges" brachten nicht die erhoffte Normalisierung, sondern führten zur Unterwanderung des wirtschaftlichen, politischen und militärischen Österreich Nach dem Scheitern einer evolutionären Lösung verstärkte ab Sommer 1937 Deutschland seine offensive Anschlusspolitik, die schließlich am 12. 3. 1938 zum Einmarsch deutscher Truppen in Österreich und einen Tag später zur Vollziehung des Anschlusses mit dem "Gesetz über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich" führte. Österreich 1938-1945.

Auf der Grundlage der Moskauer Deklaration von 1943, der Kriegsauswirkungen und der Abwendung weiter Kreise der Bevölkerung vom Anschlussgedanken wurde am 27. 4. 1945 in der Unabhängigkeitserklärung der Anschluss für null und nichtig erklärt. Ein neuerliches Verbot des Anschlusses erfolgte durch Artikel 4 des Staatsvertrags von 1955.


Literatur: F. Kleinwaechter und H. Paller, Die Anschluß-Frage, 1930; N. Schausberger, Der Griff nach Österreich, 21979; Anschluß 1938, 1981; E. Schmidl, März 38, 1987; H. Arnberger unter andere (Bearbeiter), Anschluß 1938, 1988; G. Stourzh (Hg.), Österreich, Deutschland und die Mächte, 1990.


Verweise auf andere Alben:
Video-Album: Adolf Hitler am Heldenplatz, 2. April 1938.

 
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