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Chiavacci, Vinzenz - Christliche Soziallehre (21/25)
Christen, Ada geborene Christine Rosalia Frideriks, in 2. Ehe verheiratet mit Adelmar von Breden Christkindl

Christianisierung


Christianisierung: Nach dem Zerfall der römischen Herrschaft im österreichischen Bereich zerbrach auch die kirchliche Organisation. Trotzdem dürfte der christliche Glaube bei der Restbevölkerung fortbestanden haben. Die ostgermanischen Stämme der Völkerwanderung waren in der Mehrzahl Arianer, die Hunnen, Baiern, Slawen und Awaren Heiden. Die neue Christianisierung, die sich in mehreren Wellen vollzog, wurde politisch durch die Franken eingeleitet und vor allem im 8. Jahrhundert durch die Karolinger gefördert.

Die ersten Versuche erfolgten nach 600 durch iroschottische Mönche. Deren Hauptvertreter Kolumban der Jüngere errichtete um 610 bei Bregenz ein Kloster und eine Kirche, musste aber 2 Jahre später nach Italien abziehen († 615 in Bobbio). Sein Schüler Eustasius bekehrte in Bayern und wirkte in Lorch, doch kehrte er 629 nach Irland zurück. Für Österreich wurde auch Gallus († um 645) wichtig, der die Mission der Alemannen des Bodenseeraums vollendete und Vorarlberg auf die Bistümer Chur und Konstanz aufteilte. Darüber hinaus erreichte die von einzelnen Mönchen getragene iroschottische Mission nur punktförmige Wirkung; ihr letzter Vertreter im 8. Jahrhundert war Bischof Virgil von Salzburg.

Neue Wirkungsstätten wurden um 700 Klosterbischöfen aus dem fränkischen Bereich vom bairischen Herzog zugewiesen: Emmeram aus dem südwestlichen Gallien wirkte in Regensburg, Corbinian aus dem gallofränkischen Seinegebiet in Freising, Rupert aus der Gegend um Worms in Salzburg. Letzterer traf auf einen Grundstock christlicher Bevölkerung, das Kloster St. Peter in Salzburg besaß noch eine iroschottische Mönchsgemeinschaft. Noch im 8. Jahrhundert wurden von Salzburg aus die Maximilianzelle in Bischofshofen und 731 ein Bistum in Passau gegründet, dessen erster Bischof Vivilo hieß. Diesen Bischöfen und ihren Helfern gelang die weitgehende Christianisierung der Baiern.

Als dritter Faktor der Christianisierung wirkte die angelsächsische Mission, deren Hauptvertreter Bonifatius 739 die bairische Kirche auf päpstliche Weisung und mit Zustimmung des Baiernherzogs ordnete und das Stammesgebiet in 4 Bistümer gliederte, die künftig auch die kirchliche Struktur Österreichs bestimmten. Das iroschottische Gepräge verschwand, obwohl es Virgil in Salzburg erhalten wollte. Die weiteren Fortschritte der Christianisierung waren an den Aufstieg des karolingischen Reichs gebunden. Dieses garantierte den Bestand des Christentums sowie Neugründungen und den Ausbau der kirchlichen Einrichtungen (Erzbistum Salzburg 798).

Von den Bistümern wurde die Mission in die slawischen Gebiete getragen. Bischof Virgil von Salzburg († 784) baute bis 774 eine ansehnliche Kirche an der Stelle des jetzigen Doms und begann die Missionierung der Slawen in Karantanien. In Maria Saal errichtete der ihm unterstellte Chorbischof Modestus eine Kirche (geweiht 767). 833 wurde Fürst Priwina im salzburgischen Stützpunkt Traismauer getauft. Durch diese Aktivitäten erwarb Salzburg einen großen Sprengel, der im 11. und 12. Jahrhundert durch die Eigenbistümer Gurk, Seckau und Lavant zusätzlich erweitert wurde.

Passau wurde die Missionierung des Donautals übertragen, die im 9. Jahrhundert große Fortschritte machte und auch die Slawen in Mähren einbezog. In der Karolingischen Mark wurden Klöster (St. Florian, St. Pölten) gegründet und Kirchen errichtet, aber noch keine Pfarrorganisation geschaffen. In der 2. Hälfte des 9. Jahrhunderts entstand durch die Slawenbischöfe Kyrill und Method eine Konkurrenz, gegen die sich die bairischen Bischöfe zur Wehr setzten und auf ihre eigene Missionserfolge verwiesen.

Die Christianisierung der einheimischen Bevölkerung (die Zuwanderer waren durchwegs christlich) erlitt durch den Ungarnvorstoß des 10. Jahrhunderts im östlichen Österreich Rückschläge und wurde erst im ausgehenden 10. Jahrhundert vollendet. Dies beweisen Friedhöfe dieser Zeit, auf denen christliche und heidnische Bewohner nebeneinander begraben wurden. Die Errichtung von Marken um 970 und deren Kolonisation geschah im Zeichen des Christentums, führte zur planmäßigen Errichtung von Pfarren, zur Gründung neuer Klöster und zum Aufbau einer Kultur, die völlig vom Geist des Christentums getragen war.


Literatur: H. Koller, Die Christianisierung des Ostalpenraumes, in: Religion und Kirche in Österreich, Schriften des Instituts für Österreichkunde, 1972; H. Ubl, Frühchristliches Österreich, in: Severin. Zwischen Römerzeit und Völkerwanderung, Ausstellungskatalog, Enns 1982 (mit Verzeichnis der römerzeitlichen christlichen Kirchen in Österreich); St. Peter in Salzburg, Ausstellungskatalog, Salzburg 1982.


 
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