Arthur
Schnitzler, Tagebuch, 1880 Die folgenden
nicht redigierten Eintragungen setzte der 18jährige Arthur Schnitzler im
späten Frühling und dann (ungekürzt) im Spätsommer 1880 in
sein Tagebuch; innerhalb von 8 Tagen traf er sich vier Mal mit seiner Fany im
"Volksg." (= Volksgarten): [2/6] Abds.-
Ich sprach heute Fany im Volkg., zuerst mit ihrer Mutter, dann flüsterte
sie mir leise zu, als mit einer Bekannten herumging: "Ich habe an dich geschrieben."
Dann redete ich sie an, als sie mit Fanny M., einem lieben wunderschönen
Wesen gegen den Teich zu spazirte. Ich begleitete die Mädchen; zum Glück
kam bald Wilhelm, der mit Fanny M. sprach, so dass ich ein paar Minuten ungestört
mit der geliebten plauderte. Sie weinte gestern.- Ich ging mit ihr so nah, dass
wir uns in unaufhörlicher Berührung hielten - sie ist
ein süßes Wesen; ich liebe sie mehr als ichs sagen kann.- [3/9
Freitag] Abd.- Fanny im Volksg. Wie schmerzlich ist wahre Liebe.- [5/9]
Verlumpter Sonntag. Gewerbeausstellung. Pich. T., Suff, Kohl, Kaffeehäuser.
Eugen. [6/9] Montag. A... Volksg.- Rathauspark.
Fanny - Händedrücke; plötzlich und innig; mir seltsam und weh zu
Mut - "melanconia" - Briefe von Adolf und Richard; beide herzlich und wohlthuend.
Eugen missfällt mir in vieler Beziehung. [7/9]
Dinstag. Abends Fany im Volksg. [8/9]
Mittwoch. Suff zu Hause mit Rich. T. und Jacques. [9/9]
Donnerstag Vm.- Studiere mit Eifer und Lust. Weitrer Schritt in der Entwicklung
der Zellentheorie: durch die Gehirnmechanik Mey- nert's angeregt. Bildung der
Assoc. Fasern. [10/9] Freitag - Fany
im Volkg. Hold und lieb. |