Bertha von Suttner, Die Waffen nieder! Eine Lebensgeschichte, 1889

„Sagen Sie mir doch," wandte ich mich laut an den Minister, „stehen die Dinge wirklich schon so schlimm? Habt Ihr, Minister und Diplomaten, habt Ihr denn solche Konflikte nicht zu vermeiden gewusst, werdet Ihr deren Ausbruch nicht zu verhindern wissen?"

„Glauben Sie denn, Baronin, dass es unseres Amtes ist, den ewigen Frieden zu erhalten? Das wäre allerdings eine schöne Mission — aber unausführbar. Wir sind nur da, über die Interessen unserer respektiven Staaten und Dynastien zu wachen, jeder drohenden Verringerung ihrer Machtstellung entgegen zu wirken und jede mögliche Suprematie zu erringen trachten, eifersüchtig die Ehre des Landes hüten, uns angetanen Schimpf rächen -"

„Kurz," unterbrach ich, „nach dem kriegerischen Grundsatze handeln: dem Feind — das ist nämlich jeder andere Staat — tunlichst zu schaden und, wenn ein Streit entsteht, so lange hartnäckig behaupten, dass man im Recht ist, - auch wenn man sein Unrecht einsieht, nicht wahr?"

„Allerdings."

 

Arthur Schnitzler

Peter Altenberg, Kaffeehaus

Bertha von Suttner, Die Waffen nieder! Eine Lebensgeschichte, 1889