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Falkenhayn, Julius Graf von - Farbbuch (16/25)
Faltis, Johannes Familienbeihilfen

Familie


Familie: Die Entwicklung der Familie in Österreich folgt im 20. Jahrhundert den allgemeinen Tendenzen der Familienentwicklung in den reichen Industriegesellschaften des Westens. Mit dem radikalen Rückgang des Anteils der Agrarbevölkerung kommt es auch zu einer Reduktion traditioneller Formen der Familienwirtschaft, und die Produktionsfunktion der Familie tritt zurück. Die Sozialisation wird zur bestimmenden Familienfunktion, zunehmend konkurrenziert von der Institution Schule, die im Prozess der Scholarisierung auch in der Erziehung an Bedeutung gewinnt. Die Lebenswelten von Arbeit und Familie werden auch für Frauen immer stärker separiert. Die Familie entwickelt sich zum Ort der Freizeit.

Im Zuge des so genannten "demographischen Übergangs" geht zunächst die Sterblichkeit, mit einer gewissen Phasenverschiebung dann auch die Geburtenhäufigkeit zurück. Mit steigender Lebenserwartung bildet sich die historisch gesehen neue Lebenszyklusphase der "nachalterlichen Gefährtenschaft" aus. Zweier- bzw. Einzelhaushalte alter Menschen werden, vor allem seit den letzten Jahrzehnten, immer häufiger. Indem die Ehe den Charakter einer Institution verliert, nehmen die Stieffamilien, die Familien mit allein erziehenden Elternteilen bzw. die nichtehelichen Lebensgemeinschaften als neue Familienformen stark zu. Die Kinderzahlen sinken auf einen historischen Tiefstand. Die durchschnittliche Personenzahl in den Familienhaushalten geht zurück. Wie in vielen anderen westlichen Großstädten liegt in Wien die Zahl der Familienhaushalte unter der der Einzelhaushalte. Unter diesen erscheint das Phänomen der "Singles" als auffällige Form von Individualisierungstendenzen.

Eine Besonderheit der historischen Familienformen im österreichischen Raum ist der außerordentlich hohe Anteil unehelicher Geburten. Nirgendwo in Europa lassen sich in der Vergangenheit vergleichbar hohe Illegitimitätsraten feststellen wie in Kärnten, der Obersteiermark, im Salzburger Lungau, Pongau, Pinzgau und im westlichen Tirol. Eine der Ursachen dieses Phänomens liegt in den außerordentlich hohen Gesindezahlen der bäuerlichen Familienwirtschaften. Trotz des Bedeutungverlusts ländlicher Dienstboten haben sich Auswirkungen der hohen Illegitimität in Einstellungen und Verhaltensweisen in diesem Raum bis in die Gegenwart erhalten.


 
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