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Umlauf-Lamatsch, Anneliese - Unger, Heinz Rudolf (22/25)
Ungarnflüchtlinge 1956 Unger, Carl

Ungarn - Österreich


Ungarn - Österreich: Die Beziehungen der beiden Länder sind seit der Antike sehr eng, von Pannonien kamen Hunnen, Ostgoten, später Awaren, Slawen und Magyaren (Ungarn) nach Österreich. Das ural-altaiische Reitervolk der Magyaren tauchte 881 erstmals vor Wien auf, wanderte (der Sage nach) 895 in Pannonien ein und beherrschte nach 907 große Teile von Ostösterreich, der Westen blieb bairisch. Nach der Schlacht auf dem Lechfeld (bei Augsburg) 955 verloren die Ungarn die Gebiete innerhalb des heutigen Österreich, sie nahmen das Christentum an, wurden sesshaft und gründeten unter Stephan dem Heiligen (um 975-1038) einen Staat mit der Hauptstadt Gran (Esztergom).

Die Babenberger führten viele Kriege gegen Ungarn, der letzte Babenberger, Friedrich II., fiel 1246 im Kampf. Der Habsburger Albrecht I. wollte Ungarn oder zumindest ungarische Grenzgebiete gewinnen, ab dem 15. Jahrhundert waren westungarische Herrschaften an die Habsburger verpfändet. Nach den Habsburgern Albrecht V. (II.) und seinem Sohn Ladislaus Postumus wurde Friedrich III. 1459 zum König von Ungarn gewählt. Der ungarische König Matthias Corvinus führte einige Kriege gegen die Habsburger, schloss aber auch den Vertrag von Ödenburg/Wiener Neustadt (1463), der zusammen mit einem Abkommen von 1491 und dem Wiener Fürstenkongress (1515) Grundlage für die habsburgische Erbfolge in Ungarn nach 1526 wurde.

Unter der osmanischen Herrschaft nach 1540 kam es zur Dreiteilung des Landes: den Westen und Norden behaupteten die Habsburger, das Zentrum die Türken, Siebenbürgen im Osten war ein osmanischer Satellitenstaat. Ungarn war mit der habsburgischen Herrschaft unzufrieden, 1670/71 kam es zur Magnatenverschwörung. Nach der 2. Türkenbelagerung von Wien 1683 eroberten die kaiserlichen Heere in den Türkenkriegen bis 1699 bzw. 1716-18 ganz Ungarn. Dieses blieb aber verfassungsgemäß selbständig, die Stände anerkannten 1722 die Pragmatische Sanktion. Reformen Josephs II., der die Leibeigenschaft aufhob, die Toleranz durchsetzte und eine Angleichung der Verwaltung erreichen wollte, scheiterten am Widerstand des Kleinadels. Im 19. Jahrhundert konnten die Ungarn anfangs ihre Stellung bewahren, in der Revolution 1848 erhoben sie sich unter L. Kossuth gegen die Habsburger, wurden aber 1849 unterworfen. In der Zeit des Neoabsolutismus sollte Ungarn in das Kaisertum Österreich integriert werden, die Stände wehrten sich und erreichten 1867 mit dem österreichisch-ungarischen Ausgleich die Umwandlung des Kaiserstaats in eine Doppelmonarchie. In der ungarischen Reichshälfte (Transleithanien), die ebenso wie Cisleithanien ein Vielvölkerstaat war, führte die harte Magyarisierungspolitik der Ungarn zum Widerstand der anderen Nationalitäten.

Mit dem Zerfall der Habsburgermonarchie 1918 wurde Ungarn ein eigener Staat, musste aber im Friedensvertrag von Trianon 1920 (Pariser Vororteverträge) das Burgenland an Österreich abtreten, behielt hingegen aufgrund einer Volksabstimmung Ödenburg (Abstimmungsgebiete). 1923 bekannten sich 13.979 Personen zur ungarischen Minderheit im Burgenland, 1951 waren es 5251 Personen, 1991 6772 Personen; seit 1979 werden die Ungarn in Österreich durch einen Volksgruppenbeirat vertreten.

Die Beziehungen zwischen Österreich und Ungarn blieben zwischen den Weltkriegen relativ eng, beide Staaten pflegten ein besonderes Nahverhältnis zu Italien. Ab 1941 auf Seiten Deutschlands am 2. Weltkrieg beteiligt, schloss Ungarn im Dezember 1944 einen Waffenstillstand mit der Sowjetunion und erklärte Deutschland den Krieg. 1945 wurde die deutschsprachige Bevölkerung aus Ungarn vertrieben. 1947-89 war Ungarn eine Volksdemokratie; der Aufstand von 1956, in dessen Gefolge viele Ungarn nach Österreich flüchteten (Flüchtlinge), scheiterte. In den folgenden Jahren war das Verhältnis zu Österreich besser als das der anderen europäischen Volksdemokratien. Die ungarische Grenzöffnung im September 1989 trug wesentlich zum Zusammenbruch der kommunistischen Diktaturen in Mittel- und Osteuropa bei.


Literatur: H. Haselsteiner, Das Nationalitätenproblem in den Ländern der ungarischen Krone, in: E. Zöllner (Hg.), Volk, Land und Staat in der Geschichte Österreichs, 1984; P. Hanák (Hg.), Die Geschichte Ungarns, 1988; T. von Bogyay, Grundzüge der Geschichte Ungarns, 41990; F. Pesendorfer, Ungarn und Österreich, 1998.


 
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