Hinweis: Das ist ein alter - nicht mehr gewarteter - Artikel des AEIOU. Im Austria-Forum finden Sie eine aktuelle Version dieses Artikels im neuen AEIOU.
BrauchBrauch: Frühere volkskundliche Brauchforschungen legten dem Brauch mythologische, bis in die Gegenwart als Relikt weiterwirkende Bedeutungen zugrunde, die eine germanische oder noch ältere (etwa keltische) Herkunft behaupteten und die Fruchtbarkeitssymbolik bzw. Dämonenabwehr in den Vordergrund rückten. Neuere Forschungen haben die Alters- und Herkunftsfrage modifiziert, die Einführung vieler Bräuche konnte zeitlich genauer festgelegt werden. Untersucht werden weiters funktionale bzw. kulturelle Fragen sowie der Zusammenhang mit anderen Festformen. Bräuche werden gegenwärtig als kulturelle Verhaltensforderung für wiederkehrende Situationen verstanden, denen ein sozialer Verpflichtungscharakter zugrunde liegt. Betont werden dabei sowohl die sozial sanktionierenden Funktionen von Bräuchen (etwa Rügebräuche) als auch ihre identitätsstiftende Bedeutung für Gruppen, Gemeinden oder Stadtteile. Von besonderem Interesse für die Volkskunde sind gegenwärtige Ritualisierungen des Alltags. Wurden früher Veränderungen der Bräuche als Schwund ehemaliger kultischer Bedeutungen (Relikte) und als Ausdruck einer vom Untergang bedrohten alteuropäischen Gesellschaft gesehen, so zeigen heutige Forschungen ein differenzierteres Bild. Fremdenverkehr und Kulturindustrie haben rasch die ökonomische Verwertbarkeit der Bräuche erkannt und zu ihrer Weiterführung beigetragen. Ebenso förderte die Brauchtumspflege seit der Jahrhundertwende bestimmte Festformen. Diese Suche nach dem angeblich "Echten" führte die Forschung zum Problem des "Folklorismus". Folgende Entwicklungstendenzen sind heute zu erkennen: Bestehende Bräuche fanden eine besondere Ausstaffierung, andere wurden binnen kurzer Zeit neu eingeführt und populär; zudem entstanden neue Trägergruppen (zum Beispiel Vereine). Gleichzeitig wurden Bräuche in regionaltypische, meist auf Täler bzw. Bundesländer bezogene Kulturmerkmale umgewandelt, etwa in Vorarlberg der Funkenbrauch (Feuerbräuche), in Tirol der Schemenlauf, in Salzburg das Ranggeln. Bräuche werden aber auch gerne zur medialen Selbstdarstellung Österreichs und als Fremdenverkehrsattraktion ("Festland Österreich") verwendet. Der Trend zu einer Wiederkehr der Bräuche ist gegenwärtig europaweit feststellbar. Literatur: G. Kapfhammer, Brauchtum in den Alpenländern, 1977; I. Weber-Kellermann, Saure Wochen, frohe Feste, 1985; M. Scharfe, Brauchforschung, 1991; H. M. Wolf, Das Brauchbuch, 1992. Verweise auf andere Alben:
|