Die 1569 und 1574 von Andreas Franck in Graz gedruckte
Gesangspostille (Bild) des Grazer Stadtpfarrers
Andreas Gigler stellt den ältesten bekannten
steirischen Notendruck dar. Wobei es sich um kein
Gesangbuch im herkömmlichen Sinn handelt, sondern um
den Druck von gereimten Evangelienstrophen mit einem
Melodien-Anhang. Zwanzig Choralweisen wurden vom
damaligen Grazer Hofkapellmeister Johannes de Cleve
vierstimmig gesetzt, wobei die Hälfte der cantus
firmi bekannte protestantische Choräle sind! Dieses
ebenfalls zwischen den Konfessionen stehende Werk (siehe
J. F. Fritzius) mag
für uns heute etwas ungewöhnlich sein, zu
dieser Zeit jedoch waren einerseits die religiösen
Fronten noch keinesfalls geklärt, andererseits blieb
es noch lange üblich, z. B. Motetten katholischer
Komponisten im protestantischen Bereich zu verwenden.
Tonbeispiel: Aus tiefer Not laßt uns zu Gott
aus ganzem Herzen schreien auf eine Melodie von
Johannes de Cleve. (E. Stadler)
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