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Tschadek, Otto - Tumler, Franz (6/25)
Tschechen Tscherkassky, Peter

Tschechien - Österreich


Tschechien - Österreich: Zu keinem anderen Nachbarland Österreichs bestanden so lange enge Beziehungen wie zu Böhmen und Mähren, in beiden Ländern lebten tschechische und deutschsprachige Bevölkerung nebeneinander. 1527 wurde der Habsburger Ferdinand I. auch böhmischer König. Er wie auch sein Enkel Rudolf II. residierten in Prag, von wo aus der Dreißigjährige Krieg auf Österreich übergriff. Ab dem 17. Jahrhundert entwickelten sich starke Verflechtungen von Adelsbesitzungen in Tschechien und in Österreich, Besitzungen protestantischer Adeliger wurden eingezogen und an kaisertreue übergeben. Die "vernewerte Landesordnung" von 1627 stärkte die Position des Landesherrn in den böhmischen Ländern, die Folge war eine langfristige Unzufriedenheit auf böhmischer Seite. Die Böhmische Hofkanzlei wurde nach Wien verlegt, böhmische Adelsgeschlechter spielten vom 17. bis zum 19. Jahrhundert eine wichtige Rolle am Hof, in Armee und Politik. Für Maria Theresia und Joseph II. waren die wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen in Böhmen und Mähren ein Hauptproblem der österreichischen Politik. Joseph II. hob die Leibeigenschaft auf und förderte die tschechische Schriftsprache, die sich aus dem mittelböhmischen Dialekt entwickelte (Schul-, Lese- und Erbauungsbücher, Lehrstuhl für tschechische Sprache und Literatur in Prag). Ende des 18. Jahrhunderts begann eine starke Abwanderung von Deutschen und Tschechen, die sich in Wien und anderen Industrieorten ansiedelten. Ab der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts belastete das Nationalitätenproblem Böhmens die Politik der Monarchie und führte zu einer irreparablen Entzweiung. Im 1. Weltkrieg erwiesen sich tschechische Truppenkörper als unzuverlässig, in Russland, Italien und Frankreich wurden "Tschechische Legionen" gebildet. Tschechische Emigranten um T. G. Masaryk und E. Beneš setzten 1918 in den USA die Anerkennung der Tschechen als Krieg führende Macht durch, noch vor Kriegsende wurde am 28. 10. 1918 in Prag die ČSR ausgerufen.

In der Zwischenkriegszeit bestanden zwar intensive Kontakte zwischen Österreich und der ČSR, diese waren aber nach wie vor durch den Nationalitätenstreit belastet. Im Oktober 1938 musste die ČSR ihre vor allem von Deutschen bewohnten Grenzgebiete an das Deutsche Reich abtreten, Südböhmen und Südmähren wurden mit österreichischen Gauen zusammengefasst. Am 14. 3. 1939 entstand aus dem tschechischen Staat das "Protektorat Böhmen und Mähren". Nach 1945 wurden alle Deutschsprachigen ausgewiesen, die ČSR wurde 1948 zur Volksdemokratie, an der Grenze wurde der Eiserne Vorhang errichtet. Bis 1989 waren die Kontakte sehr eingeschränkt, seither bemüht man sich um eine Normalisierung der Beziehungen.


Literatur: K. Bosl (Hg.), Handbuch der Geschichte der Böhmischen Länder, 4 Bände, 1967-74; F. Prinz, Deutsche Geschichte im Osten Europas. Böhmen und Mähren, 1991.


Verweise auf andere Alben:
Video-Album: Demonstration zur Ausrufung der Republik in Prag, 1918.

 
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