Hinweis: Das ist ein alter - nicht mehr gewarteter - Artikel des AEIOU. Im Austria-Forum finden Sie eine aktuelle Version dieses Artikels im neuen AEIOU.
SchützenwesenSchützenwesen (Schießsport): Die Ursprünge organisierter Schützenvereinigungen reichen in das Mittelalter zurück. Die Hilfe Klosterneuburgs für Herzog Albrecht I. gegen das aufrührerische Wien 1288 wird als Gründung der Klosterneuburger Schützengesellschaft angesehen; 1305 ist ein Schützenmeister in Wien urkundlich nachgewiesen. Veranstaltet wurden sonntägliche Schießübungen zur Heranbildung wehrhafter Bürger, weiters ein jährliches Königsschießen sowie zusätzliche Fest-, Best- und Ladschießen. Im Spätmittelalter wurde der Bogen von der Armbrust abgelöst. Mit der Durchsetzung der Feuerwaffen im 16. Jahrhundert breitete sich das Scheibenschießen aus. Die bemalten hölzernen Schützenscheiben (Museen in Scheibbs und St. Veit an der Glan) besitzen hohen dokumentarischen Wert. Das Schützenwesen in Tirol und Vorarlberg geht auf das Landlibell (1511) von Kaiser Maximilian I. und das Mandat von König Ferdinand I. 1534 zurück. Mit Letzterem wurde auch die Waffenfreiheit der Bauern bestätigt. Ab der Wende zum 17. Jahrhundert fanden sich die Standschützen zusammen, die durch ihre Schlagkraft ab 1703 das Milizsystem ablösten und vom Tiroler Freiheitskampf 1809 bis in die Gegenwart viel zum Tiroler Identitätsgefühl beigetragen haben. Eine starke Tradition besaß das Schützenwesen auch im Salzkammergut. Weit über diese Region hinaus entwickelte sich eine enge Verbindung zwischen Schützenwesen und Salzwesen: so nahm der Leiter des kaiserlichen Salzamts traditionell die Position eines Oberschützenmeisters ein, und noch 1683 fand in Neunkirchen ein Salzschießen statt. In der Neuzeit kann zwischen Bürgerwehren und Schützengesellschaften nicht immer klar unterschieden werden, erst ab dem 18. Jahrhundert nahmen Bürgerwehren eine gesonderte Entwicklung. Einen starken Aufschwung nahm das Schützenwesen in der Gründerzeit. 1861 wurde nach Schweizer Vorbild der Deutsche Schützenbund gegründet, dem bis 1879 auch die Schützen in Österreich angehörten. Nach dem Ende der österreichisch-ungarischen Monarchie wurde das Schützenwesen neu organisiert, 1923 wurde auch ein Österreichischer Arbeiter-Jäger- und Schützenbund gegründet. Zwischen 1934 und 1945 wurde der Schießsport vom autoritären bzw. vom NS-Regime gefördert, den organisatorischen Rahmen bildeten bis 1938 die Österreichische Sport- und Turnfront bzw. 1938-45 der Deutsche Schützenbund. 1948 wurden in Salzburg, Tirol und Vorarlberg wieder Schützenvereine erlaubt, 1951 wurde der Alpenländische Schützenbund gegründet, dem auch Kärnten angehörte; ab 1955 wurden auch in Ostösterreich Schützenvereine gebildet, als letzter entstand 1965 der burgenländische Landesverband. Sitz des Österreichischen Schützenbunds ist Innsbruck. In sportlicher Hinsicht waren insbesonders die Bundestreffen im 19. Jahrhundert von Bedeutung (1. deutsches Bundestreffen 1868 in Wien, 1. österreichisches 1880). Für den Erfolg der österreichischen Schützen war unter anderem die Entwicklung des Tiroler Schafts, einer eigenen Schäftung des traditionellen Scheibenstutzens, verantwortlich. Ab 1891 und besonders ab 1899 verdrängte das Wurf- und Tontaubenschießen das Schießen auf Glaskugeln, das zuvor vor allem in Österreich verbreitet war. 1910 wurden die ersten großen Wurftaubenkonkurrenzen ausgetragen. Ab 1890 entwickelte sich auch der Pistolenschießsport. Der Wiener Ingenieur Krickl-Rheintal führte das olympische Pistolenschießen ein. Der erfolgreichste Sportler der letzten Jahrzehnte war der oftmalige Staatsmeister und dreimalige Olympiateilnehmer H. Garschall. Literatur: W. Galler, Schützengilden und Bürgerkorps, Ausstellungskatalog, Niederösterreichisches Landesmuseum, Wien 1976; H. Goja, Die österreichischen Schützengilden und ihre Feste, 1500-1750, 1963; J. Grieshofer, Das Schützenwesen im Salzkammergut, 1977; H.-T. Michaelis, Schützengilden, 1985. Verweise auf andere Alben:
|