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Märzrevolution - Matrei in Osttirol (19/25)
Mateschitz, Dietrich Mathematischer Turm

Mathematik


Mathematik: Der erste erwähnenswerte Mathematiker, der mit Österreich in Verbindung gebracht werden kann, ist Hermann von Kärnten, ein Übersetzer mathematischer und astronomischer Texte in der 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts. Eine Blütezeit erlebte die Mathematik an der Universität Wien im 15. Jahrhundert, der 1. Wiener mathematischen Schule gehörten Johannes von Gmunden, Georg von Peuerbach und Regiomontanus (J. Müller) an. Sie entwickelten die Mathematik als Hilfswissenschaft für die Astronomie (Rechentechnik, Trigonometrie und Neuschöpfung der astronomischen Tafelwerke). Im 16. Jahrhundert bildete sich die 2. Wiener mathematische Schule mit J. Stabius, S. Rosinus, G. Tannstetter, J. Vögelin, H. Schreiber und C. Rudolff. Von ihnen stammen Beiträge zur Arithmetik und zur Algebra (Bewegung der Rechenmeister), zum Inhaltsproblem (Visierbücher) sowie zur Kartographie und zur Geometrie. Erste Fachprofessuren für Mathematik wurden durch Kaiser Maximilian I. an der Universität Wien eingeführt. Der aus Feldkirch (Vorarlberg) stammende G. J. von Lauchen (Rheticus) schuf die mathematische Einleitung zum Werk des Kopernikus. J. Kepler wirkte ab 1594 als Lehrer in Graz, dann in Prag und ab 1612 in Linz. Er wandte die Kegelschnitte in der Astronomie an (Keplersche Gesetze) und berechnete Tafeln für die Planetenbewegungen (Tabulae Rudolphinae), Logarithmentafeln (mit Jost Bürgi, samt algebraischem Hintergrund für deren Berechnung). Mit W. Schickhard arbeitete er an der 1. mechanischen Rechenmaschine; durch seine Beiträge zum Inhaltsproblem ("Nova Stereometria doliorum vinariorum") darf er als Vorläufer der Infinitesimalrechnung gelten. Das 16. und 17. Jahrhundert war das Zeitalter der Jesuiten-Mathematiker. P. Guldin lehrte in Wien und Graz (Beiträge zum Inhaltsproblem), C. Grienberger aus Hall in Tirol zunächst ebenfalls in Graz, dann in Rom. Namhafte Jesuiten-Mathematiker wirkten als Missionare (zum Beispiel J. Grueber).

Im 19. Jahrhundert wirkte an der Universität Wien J. Petzval. Er entwickelte das Instrument der Laplacetransformation zur Lösung von Differentialgleichungen, allerdings verhinderte ein Streit mit S. Spitzer eine Benennung der Transformation nach ihm; er berechnete weiters lichtstarke Linsensysteme, arbeitete mit Voigtländer zusammen und gilt als Begründer der Porträtfotografie. Zudem lieferte er Beiträge zur mathematischen Optik, zur Ballistik und zur Musiktheorie. Die Reform der Universitäten von 1852 bewirkte eine neue Blüte der Mathematik in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. In Wien wirkten neben Petzval E. Weyr und G. von Escherich, die die Monatshefte für Mathematik und Physik, das wichtigste Publikationsorgan der Mathematik in Österreich, gründeten. Weitere bedeutende Wiener Mathematiker waren L. Königsberger, F. Mertens und L. Gegenbauer (Einführung eines versicherungstechnischen Lehrgangs an der Universität Wien).

An der 1815 gegründeten Technischen Hochschule Wien wirkten A. von Burg und J. Salomon, dessen Lehrbücher weite Verbreitung fanden. Nach ihm wird der übliche Subtraktionsalgorithmus "österreichische Methode" genannt. K. Zsigmondy befasste sich mit Zahlentheorie und E. Czuber mit Statistik, Wahrscheinlichkeitsrechnung und Versicherungsmathematik. In Innsbruck wirkten O. Stolz (Verbreitung der modernen Differential- und Integralrechnung) sowie K. Zindler (Geometrie, auch in Graz). In Graz lehrten weiters R. Sterneck (Zahlentheorie, Gezeitenforschung) und J. Frischauf (Kugelfunktionen, Geodäsie und Kartographie).

Im 20. Jahrhundert traten zahlreiche hervorragende Mathematiker hervor. An der Universität Wien wirkten die Ordinarien W. Wirtinger (Funktionentheorie, 3. Träger des Cayley-Preises nach Cantor und Poincaré), H. Hahn (einer der Begründer der Funktionalanalysis, Satz von Hahn-Banach), P. Furtwängler (einer der Begründer der Wiener zahlentheoretischen Schule), J. Radon (Maß- und Integrationstheorie), N. Hofreiter (Geometrie der Zahlen, Algebra) und E. Hlawka (Zahlentheorie, Beweis einer Vermutung von Minkowski). Weiters lehrten an der Universität Wien K. Gödel (mathematische Grundlagen) und K. Menger (Topologie, Dimensionstheorie). An der Technischen Hochschule Wien und an der Universität Wien wirkte der oftzitierte A. Tauber (Taubersche Sätze). Weiters verdienen unter jenen Wissenschaftlern, die sich in Wien habilitiert haben, H. Tietze, E. Helly und L. Vietoris (einer der Urväter der allgemeinen Topologie) sowie O. Schreier (Algebra) Erwähnung. An der Technischen Hochschule Wien entwickelte sich mit E. Müller, J. Krames und W. Wunderlich ein Zentrum der darstellenden Geometrie.


Literatur: H. Kaiser und W. Nöbauer, Geschichte der Mathematik, 1984; W. Nöbauer, Geschichte der Mathematik in Österreich, in: Wissenschaftliche Nachrichten 46, 1978; H. Kaiser, Die Rolle Österreichs in der Geschichte der Mathematik, in: Didaktikhefte der Österreichischen mathematischen Gesellschaft, 1989.


 
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