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Handarbeiten für Mädchen - Hanf, Cannabis sativa (22/25)
Handschrift Handwerkerschule, Allgemeine

Handwerk


Handwerk, zusammenfassender Begriff für Produktionsweise nichtlandwirtschaftlicher Güter, insbesonders in vorindustrieller Zeit. Das Handwerk produziert in kleinen selbständigen Einheiten unter "Meistern" mit Hilfe von "Gesellen" und Lehrlingen sowie häufig unter Mithilfe von Familienmitgliedern des Meisters. Nach Rohstoff bzw. Produkt des Handwerks unterscheidet man Verarbeitung von Steinen und Erden (Steinmetz, Töpferei, Keramik usw.), edelmetall-, eisen- oder metallverarbeitendes, textil-, holz- und lederverarbeitendes Handwerk. Weiters zählen Baugewerbe (Maurer usw.), Bekleidungsgewerbe (Schneider, Schuster), Nahrungs- und Genussmittelgewerbe (Müller, Fleischhauer, Bäcker, Brauer, Brenner, Zuckerbäcker usw.), Luxusgüterproduktion (Goldarbeiter, Seidenweber), Dienstleistungsgewerbe (Bader, Barbiere, Friseure, Kosmetiker) usw. zum Handwerk.

Das Handwerk erwuchs wahrscheinlich aus der spezialisierten Abgabeverpflichtung von Untertanengruppen und konzentrierte sich im Hochmittelalter in Städten und Märkten. Älteste Handwerksordnungen sind Regelungen von Stadtherren: 1211/1235 für die Friesacher Schuster- und Ledererbruderschaft durch Erzbischof Eberhard II. von Salzburg, 1260 für die St. Pöltener Lederzeche durch den Bischof von Passau, 1267 für die Fleischer von Tulln. Das Handwerk war in "Zechen" oder "Innungen" (österreichische Begriff für "Zünfte") gegliedert, die ihren Sitz in Städten hatten und spezielle Handwerksgruppen der Stadt sowie benachbarter Städte und Märkte umfassten. Sie deckten zunächst größere Handwerksgruppen ab (so in Wien die Leonhardszeche alle eisenverarbeitenden Handwerke), differenzierten sich aber infolge wachsender Arbeitsteilung immer weiter aus (1454 in Wien 68 Handwerke in 55 Zechen). Sie regelten und kontrollierten die Produktion, entwickelten Zugangsbeschränkungen (Schließung der Zunft) und forderten Zwangsmitgliedschaft ("Zunftzwang"). Seit dem Spätmittelalter herrschte daher ein ständiger Kampf zwischen dem zünftigen Handwerk und dem nichtzünftigen "Gäuhandwerk" auf dem flachen Land. Diese Gäuhandwerker galten ebenso wie unzünftige Handwerker in den Städten und Märkten als "Störer" und unerwünschte Konkurrenz. Die Handwerkspolitik des Merkantilismus und der Folgezeit reglementierte das unzünftige Handwerk und beseitigte die Zunftbegrenzungen insbesonders für das "Kommerzialgewerbe" (seit 1754) und für alle privilegierten "Fabrikanten" und "Dekretisten". Händler und Kaufleute wurden oft zu "Verlegern" des Handwerks, das dadurch in finanzielle Abhängigkeit geriet. Die "Verlage" banden bis ins frühe 20. Jahrhundert das (zünftige und unzünftige) Handwerk in überregionale Märkte ein, wobei oft neue Formen von Arbeitsteilung entwickelt wurden. Am Ende stand die Zusammenfassung der geteilten Arbeit in neue großbetriebliche Formen ("Fabriken") und somit das Ende der Produktionsfunktion des Handwerks. Trotz des Untergangs vieler einzelner Berufssparten verschwand das Handwerk nicht vollständig, sondern entwickelte vielfältige neue Formen im Zuliefer-, Dienstleistungs-, Montage- und Reparaturbereich. Gewerbe und Handwerk.


Literatur: H. Zatschek, Handwerk und Gewerbe in Wien, 1949; Gewerbe in Österreich, in: Christliche Demokratie 2, Heft 4, 1984.


Verweise auf andere Alben:
Video-Album: Schilfrohrgewinnung im Burgenland, 30er Jahre.,
Töpfern eines burgenländischen "Plutzers", um 1935.,
Brennen der Keramik im Brennofen, um 1935.,
Mit Wasserrad betriebene Getreidemühle.,

 
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