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Gewerkschaftsbund, Österreichischer, ÖGBGewerkschaftsbund, Österreichischer, ÖGB: Am 15. 4. 1945 gegründete demokratische Interessenvertretung österreichischer Arbeitnehmer mit freiwilliger Mitgliedschaft, als überparteilicher Verein von 14 (ursprünglich 16, seit 1978 15, seit 1991 14) Gewerkschaften mit Fraktionen der SPÖ (= FSG), der ÖVP (seit 1953 Christliche Gewerkschafter = FCG), der KPÖ (1952 Gewerkschaftliche Einheit, 1974 aufgespalten in KP und Linksblock) und seit 1967 der Freiheitlichen Arbeitnehmer organisiert. Die Fraktionen haben enge Bindungen zu den jeweiligen politischen Parteien. Die FSG ist die stärkste (1979 39 von 54 Mitgliedern des Bundesvorstands - FCG 8, KP 2, Gewerkschaftliche Einheit 1, FP 1, parteilos 1) und besetzt die Spitzenpositionen. Höchste Instanzen sind der Bundeskongress, der vom Vorstand mindestens jedes 4. Jahr einberufen werden muss (1948, 1951, 1955, 1959, 1963, 1967, 1971, 1975, 1979, 1983, 1987, 1991, 1995) und aus Vertretern der einzelnen Gewerkschaften besteht, sowie der Bundesvorstand, die Vorständekonferenz und die Kontrollkommission. Die laufenden Agenden erledigt ein Präsidium aus einem Präsidenten (1945-59 J. Böhm, 1959-63 F. Olah, 1963-87 A. Benya, 1987-2006 F. Verzetnitsch, seit 2006 R. Hundstorfer), 3 bzw. seit 1979 6 Vizepräsidenten (davon 1 Frau) und den 2 Leitenden Sekretären. Der ÖGB verfügt über Landesexekutiven und Bezirksorganisationen. Die Zusammensetzung erfolgt nach Ergebnissen von Betriebsratswahlen, Urwahlen werden nicht abgehalten. Der Aufbau des ÖGB ist stark zentralistisch. Er ist Mitglied der Sozialpartnerschaft und hat mit seiner hohen Mitgliederzahl großen Einfluss auf die Wirtschafts- und Sozialpolitik; oft stellte er auch den Sozialminister (K. Maisel, A. Proksch, R. Häuser, A. Dallinger, J. Hesoun, F. Hums) oder andere Minister (F. Olah, H. Ettl) und Präsident des Nationalrats (A. Benya, R. Pöder). Er besitzt beträchtliche wirtschaftliche Macht (Bank für Arbeit und Wirtschaft 52,67 %, über diese die RUEFA-Reisen; EDV GmbH zu 100 %; Verlag des ÖGB GmbH, Elbemühl Druck und Verlag usw.). Der ÖGB besitzt starke politische Präsenz (zahlreiche Funktionäre sind auch Mandatare), er bemüht sich um Toleranz, er nimmt Anteil an der Bildungspolitik (insbesonders im Bereich der Facharbeiterausbildung, 1986 68 Gewerbeschulen) und am kulturellen Geschehen. Der jährliche Gesamtaufwand betrug 1993 zirka 2,5 Milliarden Schilling. Insgesamt waren bis in die 80er Jahre zirka 60 % der Arbeitnehmer im ÖGB organisiert, 1993 zirka 52 %. Bei steigender Zahl an Arbeitnehmern wuchs zwar die absolute Zahl der Mitglieder, der prozentuelle Anteil sank aber, teilweise bedingt durch die Krisensituation in bestimmten Branchen (Chemie, Metall, Druck und Papier, Textil). Der ÖGB ist Gründungsmitglied des Internationalen Bunds Freier Gewerkschaften, die FCG gehört dem Internationalen Bund Christlicher Gewerkschafter, die KP-Fraktion dem Weltgewerkschaftsbund an.
Literatur: F. Klenner, Die österreichische Gewerkschaftsbewegung, Entstehung, Entwicklung, Zukunft, 1987; R. Streiter, Österreichs kommunistische Gewerkschafter in der 2. Republik, 1989; Vom 1. bis zum 12. Bundeskongreß, 1992; F. Klenner, Der ÖGB 1945-55, 1991; F. J. Lackinger, Der ÖGB 1956-82, 1993. Verweise auf andere Alben:
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