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Briefmarken Album
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Briefmarken - ein interessantes Hobby

Briefmarken werden seit etwa 140 Jahren gesammelt. Bald nach der Herausgabe der ersten Briefmarke (in England am 6. Mai 1840) begannen sich Leute für diese kleinen Zettelchen zu interessieren.

Eines der ersten Zeugnisse der Briefmarken-Sammelei ist ein Inserat in einer englischen Zeitung, in der ein Fräulein möglichst viele gebrauchte Briefmarken suchte, um damit - ihr Zimmer zu tapezieren. Es wäre interessant zu wissen, ob sie die nötige Menge bekommen hat. Nach heutigem Kurswert hätte diese "Tapete" einen ungeheuren Wert: eine einzige "Blackpenny" kostet heute etwa 2000 Schilling. Und wie wohl dieses Zimmer ausgesehen haben mag? - Wie schon der Name sagt, war die erste englische Marke schwarz, die etwas später ausgegebene Marke zu 2 Pence war dunkelblau - auch nicht viel besser.

Anfangs versuchten die Sammler, alle Marken der ganzen Welt zusammenzutragen. Bis zur Jahrhundertwende umfaßte eine solche Generalsammlung nur einige tausend Stück. Komplett konnten aber nur wenige werden, von der "Blauen Mauritius" gibt es nur zwei Dutzend, von der "Roten Britisch Guyana" gar nur ein einziges Stück.

Als die Marken immer mehr wurden, beschränkten sich die Sammler auf einzelne Länder: die Ländersammlung. Am naheliegendsten ist es, das Heimatland zu sammeln. Wirklich komplette Österreich-Sammlungen gibt es nur sehr wenige. Von der seltensten Österreich-Marke, der "Zinnoberroten Merkur", sind nur ein paar Stücke übriggeblieben.

Bald wurden die Sammler von den Postverwaltungen als gute Geldquelle entdeckt, und es begann eine beispiellose Neuheitenflut. Nur wenige Länder blieben seriös, Österreich ist eines davon. Die Sammler reagierten mit dem Motivsammeln. Sie versuchten nicht mehr, alle Marken eines Landes komplett zu bekommen, sie sammelten die Marken nach den Bildern, etwa "Hunde", "Blumen", "Lokomotiven", "Schiffe", "Gemälde", "Wappen", "Gebäude" oder auch "Schöne Frauen". Nun konnte man wieder "Alle Welt" sammeln: den Steinadler auf der österreichischen Marke, die Honigbiene auf der Marke von Spanien, den Seeadler auf der Marke von Senegal und den Kolibri auf der Marke von Jamaica. Die Anhäufung vieler gleichartiger Marken mit Schmetterlingen, Vögeln oder Köpfen wirkte aber eintönig und sagte nichts aus. Außerdem hatten viele Postverwaltungen (meist von kleinen Ländern) bald herausgefunden, daß sich die Motivsammler mit den vielen bunten Bildchen noch besser schröpfen ließen als die Ländersammler.

Die dokumentarische Motivsammlung wurde abgelöst durch die thematische Motivsammlung. Hier wird ein Thema "bearbeitet", also eine Geschichte darüber erzählt, und die Marken (und ganze Briefe und Sonderstempel) sind die Abbildungen dazu. Ein Beispiel: In der Lebensbeschreibung Mozarts wird das Geburtshaus auf einer Marke gezeigt, seine Schwester Nannerl auf einem Sonderstempel, sein Klavier auf einer Postkarte usw. - wenn es solche Darstellungen gibt. Der Sammler kann manchmal lange suchen.

Völlig unberechtigt lächelte ein Teil der Sammler über diese "Bildchensammler". Man wandte sich wieder mehr der Post zu und wühlte in der Geschichte. Gesucht sind Briefe aus der Zeit vor der Einführung der Briefmarken ("Vorphilatelie"), man rekonstruiert Postkurse und Postgebühren: Postgeschichte. Der allerletzte Schrei ist die Heimatsammlung: Hier wird von einem Ort, einer Region, einem Bezirk alles gesammelt und erforscht, was mit Postbeförderung zu tun hat.

Dies ist aber schon die Hohe Schule der Philatelie, sozusagen die Weltmeisterschaften im Eiskunstlauf oder Gerhard Berger im Autofahren.

Was soll der "Normalverbraucher" sammeln?

Am Anfang natürlich die Marken des eigenen Landes. Neu erscheinende Marken kosten nicht viel, in Österreich etwa 300 Schilling im Jahr. Damit kann man sich an etwa 30 Marken erfreuen. Neue Marken kann man ab dem "Ausgabetag" bei jedem Postamt kaufen, ohne Spesen. Wenn man die Sicherheit haben will, alle Marken zu bekommen, schließt man ein Abonnement ab. Dieses ist gebührenfrei, die Marken werden am Postschalter zur Abholung bereitgehalten. Das Postamt kann man sich selbst aussuchen.

Interessenten außerhalb Österreichs wenden sich an den Sammler-Service der Österreichischen Post, Steinheilgasse 1, A-1211 Wien. Telefon national: (0222) 25 025-0, international: +43 1 25 025-0.

Außer den Dauermarken, die für die gewöhnliche Post bestimmt sind, gibt es noch Sondermarken. Sie erscheinen zu besonderen Anlässen, weisen eine entsprechende Darstellung auf und sind meist in einem aufwendigen Druckverfahren hergestellt. Einmal im Jahr erscheint eine Zuschlagsmarke. Sie kostet ein paar Schilling mehr, der Erlös fließt zum Teil der Philatelie zu, kommt indirekt also allen Sammler zugute. Zu besonderen Anlässen erscheinen Briefmarkenblocks. Diese enthalten nur eine oder einige "Briefmarken im Sonntagskleid", dafür geht die Zeichnung auf dem Rand weiter.

Die österreichischen Briefmarken werden von Künstlern entworfen und in einem aufwendigen Druckverfahren hergestellt, für das die Österreichische Staatsdruckerei in aller Welt berühmt ist. Die Gestaltung der österreichischen Briefmarken hat Weltruf.

Neben den Marken kann man auch die Ganzsachen sammeln. In Österreich gibt es derzeit Inlandspostkarten, Auslandspostkarten, Briefumschläge und Aerogramme. Bei diesen ist die Marke bereits eingedruckt. Früher waren dies die gewöhnlichen Dauermarken, seit einigen Jahren werden Markenbilder verwendet, die es als "normale" Briefmarken nicht gibt. Früher gab es viel mehr Arten von Ganzsachen.

Wer nicht nur die neu erscheinenden Briefmarken sammeln will, kann auch rückwärts sammeln, also die Marken vergangener Jahre. Bei vielen Postämtern bekommt man noch ältere Marken. Große Postämter haben eigene Sammelschalter, dort ist die Auswahl oft sehr groß. Manchmal bekommt man dort Marken, die schon dreißig oder mehr Jahre als sind. Selbstverständlich zum damaligen (niedrigeren) Neuwert.

Länger zurückliegende oder vergriffene Marken kauft man am besten beim Briefmarkenhändler. Namen und Adressen finden Sie im Telefonbuch. Die Marken der letzten dreißig Jahre kosten auch beim Händler nicht viel mehr als der Nennwert, ziemlich teuer sind die Marken der Fünfziger Jahre.

Die Neuheiten, auch die ausländischen, bekommt man auch in den Briefmarkensammler-Vereinen. Dort sind die Neuheiten oft billiger als beim Händler, allerdings dauert es oft lange. Man kann dort auch tauschen und auf diese Weise die Dubletten verwerten. Kataloge liegen auf, man wird beraten, und seltene Marken kann man von Experten begutachten lassen. Viele Vereine haben auch umfangreiche Bibliotheken. Die Adressen der Vereine in Ihrer Umgebung bekommen Sie beim Verband Österreichischer Philatelisten-Vereine (VÖPh), Getreidemarkt 1, 1060 Wien.

Die Zeitschrift des Verbandes ist die "Briefmarke". Sie enthält alle Informationen über Briefmarken, Sonderstempel, Veranstaltungen sowie wertvolle Fachartikel über alle Bereiche der Philatelie. Das Jahresabonnement mit 12 Nummern kostet nur 330 Schilling.

Wie werden Briefmarken gesammelt?

"Postfrisch" ist eine Briefmarke, die frisch von der Post kommt und noch nicht gebraucht ist. "Gebrauchte" Briefmarken sind schon gestempelt. Beim Vollstempel oder Ganzstempel ist der Stempel ganz auf der Marke, beim Teilstempel oft nur über eine Ecke. "Wellenstempel" oder "Werbestempel" sind bei den Sammlern unbeliebt. Gebrauchte Briefmarken müssen von den Briefen abgewaschen werden, eine beruhigende (manchmal auch recht langweilige) Tätigkeit.

Vor dem Waschen muß überprüft werden, ob der Brief als Ganzes vielleicht mehr aussagt. Marken "auf Brief" zu sammeln ist heute "in". Besonders gilt dies für Marken, die am ersten Gültigkeitstag gestempelt sind. Für "Ersttage" werden spezielle Kuverts verkauft.

Wo werden Briefmarken gesammelt?

Sie können sie in eine Schachtel werfen oder in einem Kuvert aufheben. Viel schöner ist die Aufbewahrung in einem Album.

Bei den Alben gibt es mehrere Möglichkeiten: Das Steckalbum hat Einsteckstreifen, in die man die Marken einzeln oder übereinander stecken kann. Diese Art ist für den Anfang zu empfehlen. Man kann leichter umgruppieren oder umstecken. Für größere Sammlungen braucht man allerdings viele Alben, diese kosten Geld und brauchen viel Platz.

In das Klebealbum werden die Marken mit einem Klebefalz eingeklebt. Dieser besteht aus gummiertem Papier und ist in zwei ungleiche Hälften gefalzt. Der kleinere Teil kommt auf die Marke, der größere Teil auf das Albumblatt. Marken anfalzen muß erst gelernt werden. Klebealben können mehr Marken aufnehmen, die Marken können übersichtlicher angeordnet werden, auch eine Beschriftung ist möglich. Umgruppierungen auf den Seiten sind schwierig, dafür können zusätzliche Seiten leicht eingefügt werden. Die Alben sind nicht gebunden, sondern bestehen aus einer Decke und einzelnen Blättern. Früher wurden die Marken ausschließlich "eingeklebt" gesammelt. Daher haben die meisten alten Marken rückseitig Reste von Klebefälzen. Heute wird dies sehr bedauert, und Marken "mit Falz" sind weniger wert.

In den Vordruck-Alben sind schon die Felder für jede Marke vorgedruckt, meist auch mit Abbildung oder Beschreibung. Vordruck-Alben sind bequem, es gibt aber kaum Möglichkeiten zu individueller Gestaltung. Man kann aber auch vordrucklos sammeln und eigene Blätter oder Blanko-Blätter der Albenfirmen kaufen. Dadurch kann die Sammlung nach eigenen Ideen gestaltet werden. Alle großen Spezialsammler gestalten ihre Blätter selber.

Postfrische Marken sollten nicht angefalzt werden. Dafür gibt es eigene Falzlos-Alben. Auf den Blättern sind die Felder für die Marken vorgedruckt und mit durchsichtigen Kunststoff-Taschen versehen, in die die Marken eingesteckt werden. Wenn Ihnen dies ohne Hinterlassung von Fingerabdrücken gelingt, bleiben Ihre Marken post-"frisch". Falzlos-Alben sind naturgemäß teurer.

Marken sollten überhaupt nicht mit den Fingern berührt werden, vor allem nicht postfrische. Dazu gibt es Pinzetten. Ob sie gerade, geknickte oder gekrümmte Pinzetten verwenden oder solche mit schmalem, breitem, rundem oder schaufelförmigem Ende verwenden, bleibt dem persönlichen Geschmack überlassen. Medizinische Pinzetten mit scharfer Spitze sind allerdings ungeeignet, sie beschädigen die Marken.

Die Reihenfolge der Marken können Sie den Katalogen entnehmen. Dort sind die Marken abgebildet, durchgehend numeriert, beschrieben und mit Preisen versehen. Meist sind Preise für "postfrisch", "mit Falz", "gebraucht" und "Ersttag" angegeben. Oft gibt es aber noch viele weitere Angaben. Der auflagenstärkste Österreich-Katalog ist der "AUSTRIA"-NETTO-KATALOG (ANK), Verlag Christine Steyrer, Taborstraße 29, A-1020 Wien.

Alben, Fälze, Katalog, Pinzetten und alle anderen Bedarfsartikel gibt es bei den Briefmarkenhändlern und in den Vereinen.

Und warum soll man überhaupt Briefmarken sammeln?

Briefmarkensammeln ist eines der billigsten Hobbies, die monatlichen Kosten für ein Markenabonnement sind weniger als für eine Schachtel Zigaretten. (Sie können aber auch mit Schifahren, Surfen, Golfen oder Segelfliegen vergleichen.) Der Sammeltrieb steckt in jedem Menschen (nicht nur im Kind). Der Briefmarkensammler baut sich eine eigene Welt auf. Die Marken vermitteln einen Überblick über alle Bereiche von Kunst, Kultur, Sport, Geschichte, Geographie, Zoologie, Botanik, Wirtschaft, Technik, Physik, Chemie - ohne daß man mühsam lernen müßte. Briefmarkensammeln führt schnell zu freundschaftlichen Kontakten in aller Welt - Briefmarkensammler sind international (nicht einmal der Eiserne Vorhang war ein Hindernis für die Tauschkontakte). Einem Briefmarkensammler sind Namen wie Kiribati, Bophuthatswana oder Guatemala ebenso geläufig wie Wien, Linz oder Graz.

Und wenn Sie einmal Ihre Sammlung verkaufen, haben Sie die Möglichkeit, sogar einen Teil des investierten Geldes wieder zurückzubekommen (was Ihnen bei anderen Hobbies wie Schifahren, Golfen oder Rauchen wohl kaum gelingt). Das bedeutet aber nicht, daß man mit Briefmarken das große Geld machen kann. Mit Neuheiten zu spekulieren, ist sinnlos.

Mit dem Geld, das Sie beim Kauf von Briefmarken ausgeben, kaufen Sie sich Freude. Freude, die jedesmal beim Betrachten des Albums wiederkehrt. Und diese Freude sollte Ihnen doch die paar Schilling wert sein!

OStR. Prof. Richard Zimmerl
Präsident-Stellvertreter des Verbandes
Österreichischer Philatelisten-Vereine


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