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Buchmalerei - Bund Deutscher Mädel, BDM (1/25)
Buchmalerei - Bund Deutscher Mädel, BDM Buchowiecki, Walther E.

Buchmalerei


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Buchmalerei: Fischerei, Jagd und Handwerk. Illustration aus dem Reiner Musterbuch, nach 1200 (Österreichische Nationalbibliothek, Wien).




Buchmalerei (Miniaturmalerei, von lateinisch minium = Bleirot). Wie schon antike Rollen und Bücher wurden im Mittelalter die Handschriften vielfach mit malerischen und zeichnerischen Illustrationen (Randleisten, Initialen, Ornamenten) in verschiedenen Techniken (Wasser-, Deck-, Temperafarben, Goldgrund, Federzeichnungen) ausgeschmückt. Im frühen Mittelalter beschäftigten sich ausschließlich Mönche mit der Buchmalerei, später auch Berufsmaler. Zwei der ältesten Werke der Buchmalerei in Österreich (beide in der Nationalbibliothek in Wien aufbewahrt) sind der "Wiener Dioskurides" (um 512 in Konstantinopel entstanden) und die "Wiener Genesis" (um die Mitte des 6. Jahrhunderts in Antiochia oder Konstantinopel entstanden).

Die ersten einheimischen Erzeugnisse entstanden in Salzburg und in Mondsee. Hier schufen irische und angelsächsische Mönche eine frühkarolingische Mal- und Schreibschule, aus der als die bedeutendsten Werke das nach seinem Schreiber benannte "Cutbercht-Evangeliar" (vor 800, Nationalbibliothek) und der "Codex Millenarius Maior" (Ende 8. Jahrhundert in Mondsee entstanden, jetzt in Kremsmünster) hervorgegangen sind. Im 11. Jahrhundert begann eine neue Epoche der Buchmalerei, in der sich einheimische Überlieferungen mit westlichen und byzantinischen Formelementen trafen. Ein Hauptwerk dieser Zeit ist das "Perikopenbuch des Custos Pertholt" (entstanden in Salzburg in der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts, jetzt in New York). In der 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts stand die Salzburger Malerschule mit an der Spitze der mitteleuropäischen romanischen Malerei. Neben der "Admonter Riesenbibel" (um 1140, Nationalbibliothek), der "Walther-Bibel" (2. Viertel 12. Jahrhundert, im Kloster Michaelbeuern bei Salzburg, Miniaturen zum Großteil verschollen) und einem Perikopenbuch aus dem Nonnbergkloster in Salzburg (vor 1150, jetzt in München) ist das schönste erhaltene Werk dieser Epoche, das mit rund 400 Initialen und 50 Federzeichnungen geschmückte "Antiphonar von St. Peter" (um 1160, Nationalbibliothek), welches neben starker Ausdruckskraft bereits eine erstaunlich große Naturnähe aufweist. Im Kloster Mondsee arbeitete der Mönch Liuthold (1145-70 nachweisbar), von dem ein Evangeliar (2. Viertel 12. Jahrhundert, Nationalbibliothek), eine Kirchenrechtssammlung (um 1140, jetzt in München) und das "Ranshofener Evangeliar" (1178, jetzt in Oxford) stammen. Auch die Klöster Admont, Seckau, St. Lambrecht, Rein, Heiligenkreuz, Klosterneuburg, Zwettl, Kremsmünster, St. Florian und Lambach besaßen Schreib- und Malateliers. In Kärntner Klöstern entstanden die "Millstätter Genesis" und Physiologus-Handschriften (um 1160).

Mit dem Beginn der Gotik übernahmen die Donauländer mit Wien die Führung in der österreichischen Buchmalerei. Es sind hier 2 Perioden zu unterscheiden, zum einen die frühgotische (bis zur Einführung des Papiers, Ende 14. Jahrhundert) mit den Klosterzentren in Oberösterreich (St. Florian) und Niederösterreich (Klosterneuburg), zum anderen die hoch- bzw. spätgotische (bis zur Einführung des Holzschnitts, Ende 15. Jahrhundert) mit dem Hofatelier in Wien. Dazwischen übte die böhmisch-luxemburgische Schule von Prag, deren Hauptreiz in der Farbenpracht liegt, ihren Einfluss aus. Aus Böhmen stammt unter anderem die mit 651 Miniaturen geschmückte 6-bändige "Wenzels-Bibel" (um 1390, Nationalbibliothek). Um 1380 entstand unter Albrecht III. die Wiener Hofminiaturschule, deren Berufsmaler neben dem böhmischen Erbe auch niederländische, französische und italienische Einflüsse verarbeiteten. Ihr bedeutendstes Werk ist das "Rationale des Duranti" (1385-1406, Nationalbibliothek).

Nach dem Aufkommen des Buchdrucks bzw. des Holzschnitts wurde die Buchmalerei nur noch selten und für aufwendige und entsprechend kostspielige Prunkhandschriften verwendet. Einer der letzten großen Auftraggeber war Maximilian I., der für seine Bibliothek von renommierten Künstlern unter anderem das "Tiroler Fischereibuch" (1504) und das "Ambraser Heldenbuch" gestalten ließ.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts kam es zu einer kurzen Wiederbelebung der Buchmalerei (Gebetbuch der Kaiserin Elisabeth, Papstmissale), die sich dann in der Schmückung von Diplomen und dergleichen fortsetzte.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts fand die Buchmalerei einen Höhepunkt in den Buchgestaltungen und -illustrationen der Wiener Werkstätte und der Wiener Kunstgewerbeschule. Die damals begründete Tradition des Künstlerbuchs lässt sich bis in die Gegenwart verfolgen.



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Buchmalerei: Gebetbuch Albrechts V. (Stift Melk, NÖ.).



Literatur: Beschreibendes Verzeichnis der illuminierten Handschriften in Österreich, 5 Bände, 1905ff.; E. Frisch, Mittelalterliche Buchmalerei - Kleinodien aus Salzburg, 1949; O. Mazal, Buchkunst der Romanik, 1978; A. Haidinger, Studien zur Buchmalerei in Klosterneuburg und Wien vom späten 14. Jahrhundert bis um 1450, Dissertation, Wien 1980; A. Fingernagel, Die Heiligenkreuzer Buchmalerei von den Anfängen bis in die Zeit um 1200, Dissertation, Wien 1985; O. Pächt, Buchmalerei des Mittelalters, 1985.


 
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